Jahrgang 1934, geboren inMerseburg/Saale, wohnhaft in Magdeburg, verheiratet, zwei erwachsene Töchter.Studium der Chemie an der Martin-Luther Universität Halle, WissenschaftlicherMitarbeiter an der Technischen Hochschule Magdeburg(spätere Otto vonGuericke Universität ), Promotion zumDr. Ing., Stellvertr. Forschungsleiter im Chemieapparatebau Leipzig-Pirna.Studium der Theologie, Ordination zum Pfarrer der Evangelischen Kirche. Kreispfarrer für Erwachsenenarbeit und Gemeindepfarrer. Mitglied der
Evangelischen Forschungsakademie Berlin.
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T/F: 0391 6313782
Seepark 1; D-39116 Magdeburg
Dr. Gerhard Loettel
- Chemiker und Ingenieur
- Ev. Pfarrer und
- Autor
Hier ein neues Angebot: Zu meinem Buch "Frieden ohne Krieg"(im www. netzbuchladen.de / Sachbücher) habe ich neue "Kapitel" inform von Leserbriefen hinzugefügt. Sie finden Sie dort: www.netzbuchladen.de aufrufen, Sachbücher anklicken, bis zum Titel durchscrollen und auf das Buchbild klicken. Dann öffnet sich ein neues Fenster mit dem Buch. Am Ende des Fensters gibt es den Bottom "Gästebuch". Dort konnte ich die neuen Kapitel gewissermaßen als "Kommentare" einschreiben.
Weihnachtsbotschaft
Nun ertönt sie wieder die über2000-jährige Botschaft vom Kommen des Friedens in die Welt:
„Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden, bei denen und mit jenen,an denen Gott ein Wohlgefallen hat!“
Ja so klingt es allweihnachtlich von denKanzeln der Christenheit und nun glaube ich, leben wir in einem gewissenAdvent, einem Kommen, von dem man erzählen kann, dass sich diesesFriedensangebot nun endlich Bahn brechenzu wollen scheint. Menschen unserer Zeit sind mit großer Wahrscheinlichkeitbereit, diesen zugesprochenen Frieden anzunehmen und darauf zuzugehen.
Ich bin zuversichtlich, dass es heutzutage schon wieder genügendFriedensmacher (εἰρηνοποιὀσ) (Mt5,9) gibt, die diesen uralten Menschheitstraum – der in vielen Religionen derWelt einer gottgegebenen Sehnsucht und Verheißung entspricht – nun herbeiführenund diesen Planeten in eine glückverheißende Zukunft führen wollen. Ein Lichtscheint uns adventlich aufzuleuchten.
Gibt es derzeitig nicht so viele Beispiele dafür, dass es bergauf geht?
Tatsächlich gab es noch nie zuvor so viele demokratisch geführte und so relativ wenig diktatorische undterroristische Länder wie heute in der globalen Welt.
Nie zuvor hat es ein so freies, relativ demokratisches und vereinigtes Europa gegeben, in dem die Menschenungehindert zueinander kommen können und Freunde werden.
Nie zuvor wurden Kinder in derWelt so ernst genommen wie heute. Malala aus Pakistan ist dafür nur einherausragendes Beispiel für viele andere.
Nie zuvor haben Frauen, Mädchenund Knaben relativ so viel Einfluss und Möglichkeit sich gegen Missbrauchund Gewalt aussprechen und wehren zu können wie heute. Parlamente, Regierungenund Kirchen nehmen sich immer aufrichtiger solchen Missbräuchen an.
Und ganz neu ist auch die Kraft von Kindern, die den Erwachsenen ganzneue Wege aufzeigen. Beispielgebend (neben Malala)sei hier nur Felix Finkenbeiner genannt.Seine Schülerinitiative Plant-for-the-Planetwurde 2007 von dem damals neunjährigen Schüler Felix Finkbeiner aus Pähl ins Lebengerufen. Nach einem Jahr waren 150.000 Bäume durch seine Initiativegepflanzt. Felix sprach vor den VereintenNationen, dort traf er die kenianische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai, die mit ihrerBewegung „The Green Belt Movement“ in30 Jahren ca. 30 Millionen Bäume in Afrika pflanzte. Am Ende seines Referatsentwarf Felix dann die Vision, dass Kinder in jedem Land 1 Million Bäumepflanzen könnten.
Nie zuvor hat die weltumspannende Informationsmöglichkeitdurch Internet, Telefon, Fax und e–Mailso viel zur Verständigung, Beziehungsaufnahme, Bildung, Freiheit der Meinungund der Weiterinformation beigetragen, wie heute.
Nie zuvor hat es einen so gewaltigen geistigen Aufbruch an religiöser Freiheit gegeben, wie sie heute zubeobachten ist. Da gibt es die charismatischenBasisgruppen in Südamerika, ebenfalls in Südamerika die damit verbundene christlicheBefreiungsbewegung (Befreiungstheologie),die unterstützt wird von Papst Franziskus.Dieser Papst hat sich erstmalig mit den Benachteiligsten und Ärmsten der Weltin Rom getroffen und hat Ihnen seine Verbundenheit zugesichert.
Nie zuvor hat es auch in der islamischen Welt so viele Aufbrüchegegeben, die im Kern schwerer wiegen, als die Restaurationsversucheislamistischer Gruppierungen. Denn islamischeImame verbünden sich nun mit den friedensbewegtenMoslems. All dies sind doch Hoffnungszeichen im Hinblick auf einen anschwellendenAufschwung der Friedens-bewegung.
Der 1. Weltkongressder Rabbiner und Imame für den Frieden ist am Donnerstag, 6. Januar 2014 inBrüssel mit einer gemeinsamen Erklärung von 150 führenden Geistlichen zu Endegegangen. An die politischen Verantwortlichen appellierten sie, nach gerechtenund dauerhaften Friedenslösungen vor allem für den Nahen Osten zu suchen. DerKongress soll den Aufbau eines islamisch-jüdischen Netzwerkes bilden, umletztlich den Extremisten und religiösen Fanatikern den Boden zu entziehen. ( See more at: http://caux.iofc.org/de/ node/23561#sthash.t9uK8iXZ.dpuf).
Niezuvor hat es solche gemeinsamen Dialoge und Verlautbarungen zwischen Christen, Judenund Muslimen gegeben, wie heute:
70 Rabbiner und 70 hochrangige Muslime aus 34 Ländern trafen sichEnde März in der andalusischen Hauptstadt. Zu den Rabbinern und Imamen stießeine gleiche Zahl von Experten und Beobachtern, sowie spanische undinternationale Medienschaffende.Für einige war der Kongress „fast ein Wunder“ wiees in Teilnehmer formulierte. Alle waren sich einig in der Absage an denExtremismus und den Missbrauch der Religion zur Rechtfertigung von Gewalt.
Die neue Informationsfreiheit über die elektronischen Kanäle ermöglicht,dass sich die Menschen in aller Welt darüber informieren können, was wer zuihnen spricht und darüber, was ihre heiligen Schriften unmittelbar im Originalsagen. Und so lernen Muslime und Muslima aus dem Koran:
Der Koran verurteilt das TötenUnschuldiger in der entschiedensten Formulierung, die denkbar ist:
مَنْ قَتَلَ نَفْسًا بِغَيْرِنَفْسٍ أَوْ فَسَادٍ فِي الْأَرْضِ فَكَأَنَّمَا قَتَلَ النَّاسَ جَمِيعًا وَمَنْأَحْيَاهَا فَكَأَنَّمَا أَحْيَا النَّاسَ جَمِيعًا
„Wer ein menschliches Wesentötet, …so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Lebenerhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält.“ (Koran: 5/32)
Unser Prophet Muhammed sagt:
لهدم الكعبة حجراً حجرا أهون منقتل مسلم
„In den Augen Gottes ist eseine geringeres Vergehen, die Kaaba zu zerstören, als einen friedliebendenMenschen zu töten.“
„Ihr, die ihr glaubt! Tretetallesamt ein in den Frieden“ (Koran: 2/208.
„Der Muslim d.h. derfriedliebende Mensch, ist verantwortlich dafür, dass die anderen friedliebendenMenschen vor seinen Händen und Worten sicher sind.“ (www.islam-penzberg.de/?p=1163). Das ist die konkreteste Absage an Gewalt und kriegerischeLösung von Konflikten.
Nie zuvor in den letzten Jahrzehnten sagen also Muslime und ihre Imameso deutlich, was sie von Gewalt und das Töten in Kriegen halten. So auch die Deklarationder Imame in München, 21. September, 2014:
„Die aktuellen Ereignisse im Irak und inSyrien und zunehmender Missbrauch unserer Religion durch Einzelne und durchextremistische Strömungen bewegen uns, in die Öffentlichkeit zu gehen, umwiederholt zu bekräftigen und für alle unüberhörbar zu erklären, was wirtagtäglich sagen und predigen. Weil wir Muslime sind, sind wir entsetzt überdie Verbrechen, die im Namen unserer Religion im Irak und in Syrien begangenwerden, und verurteilen entschieden alle abscheulichen Taten, wie dieVertreibung von Andersdenkenden und anders glaubenden Menschen, barbarischeHinrichtungen von Journalisten, Geiseln oder Gefangenen und betrachten all dasdezidiert als ebenso unislamisch wie unmenschlich!
Ja, selbst in den Krisengebieten der Weltbrechen wie kaum zuvor gegenseitige Beteuerungen zum Friedenmachen auf:InIsrael demonstrierten Tausende am Montag, dem 18. August 2014 für Frieden.Über 10'000 Menschen haben sich am Samstagabend auf dem Rabin-Platz in Tel Avivversammelt und für Frieden mit den Palästinensern demonstriert.
Nie zuvor war wie nun zu bemerken, dass sich viele Religionen undReligionsvertreter darin einig sind, nicht die Religionen trennen uns in Bezugauf den zu wünschenden Frieden in der Welt, sondern, die Religionen sprechen dieselbe Sprache, wenn es um den zugewinnenden Frieden geht:
So hören wir es auch, wenn es um die Frage des Friedens im Buddhismus geht:
Schon Kaiser Ashoka wurde, nachdem er sich eingehender mitdem Buddhismus beschäftigte, Buddhist und gründete als erster Kaiser Indienssein Staatswesen auf Friedfertigkeit und Einsicht. Er verzichtete auf weitereKriege, bemühte sich um freundschaftliche Kontakte mit den Nachbarstaaten,schaffte die Tieropfer ab, empfahl Vegetarismus und baute sogar Hospitäler fürTiere. Es fällt auf, wie wichtig für den nun buddhistischen Ashoka friedlicheHandlungen wurden. Für Ashoka galt bis zu seinem Lebensende die Verse desDhammapada, eine der ursprünglichsten und ältesten Sprüchesammlungen desBuddhismus.
In der Geschichte des Buddhismus haben sich dank der starken Ausrichtungauf eine friedliche Grundhaltung und dem ahimsa-Gebot keineGlaubenskriege ereignet. Es gab durchaus Verfolgungen untereinander, Tempelwurden gegenseitig zerstört und Anhänger anders ausgerichteter buddhistischerSchulen vertrieben. Doch dies waren meist kleinere, lokale Konflikte, derenGewalttätigkeit begrenzt waren und sich nicht aus der Lehre des Buddhismusableiten ließen. Oft waren es Machtkämpfe, bei denen nicht etwa Bekehrung undMission die Motivation waren, sondern schlicht der Kampf um Einfluss undEinkünfte. Kriege und Zerstörung von Städten oder Ländern hat es vonbuddhistischer Seite aus bzw. buddhistisch motiviert nicht gegeben. Das ist derGrund, warum der Buddhismus bis heute im Vergleich mit den monotheistischenReligionen als die Friedfertigere gilt.
Und so werden auch heute viele Impulse für Friedensaktivitäten aus derbuddhistischen Lehre gezogen, Buddhisten gelten mit ihrer gewaltfreien Art des Handelnsals Vorbild für Friedensaktivitäten. Die buddhistischen Würdenträger,der Dalai Lama und Maha Gosananda, haben zusammen mit dem vietnamesischenZen-Meister Thich Nhat Hanh vor Jahren schon den "engagierten Buddhismus" ausgerufen, der sich zum Zielsetzt, auf friedliche Weise auf die zum Teil sehr gewalttätigen Missstände zureagieren. Buddhisten sind davon überzeugt, dass jede Art von Leid durch Gier,Hass oder Verblendung verursacht wird. Das Leid endet, wenn seine Ursachenerlöschen. Dazu bietet der Buddhismus ein System ethischer Ver-haltensregeln und Meditationswegean.
Nie zuvor sind sich nun auch die Vertreter großer Religionen darineinig, dass man die Bevölkerung ermutigen muss, diesen verheißenen Friedenanzunehmen: Der Dalei Lama sagt:„Eine Revolution ist vonnöten, aber keine politische, wirtschaftliche oder gartechnische Revolution. Damit haben wir im Verlauf des vergangenen Jahrhundertsausreichende Erfah-rungen gesammelt und wissen jetzt, dass ein rein äußerlicherAnsatz nicht ausreicht. Wozu ich anregen möchte, ist eine geistige Revolution.“Das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, ruft so im Ukraine-Konfliktalle Seiten zum Dialog auf. Gesprächeseien das Einzige, was helfe, sagt der Friedensnobelpreisträger derNachrichtenagentur dpa in Frankfurt. „Russlandbraucht den Westen und der Westen braucht Russland“, betont er.
Und auch das christliche Oberhaupt der katholischen Kirche votiert indiese Richtung. Papst Franziskuserklärt: „Im 21. Jahrhundert sei es überholt, über die Lösung eines Problemsmit Gewalt nachzudenken.“
Zu Ostern hielt Papst Franziskuseinen flammenden politischen Appell: Er forderte auf dem Petersplatz zumFrieden in den Konfliktherden der Welt auf – ob in der Ukraine, Syrien oder Nigeria.Die internationale Gemeinschaft müsse diese Bemühungen unterstützen. DieZukunft der Ukraine könne nur im "Geist der Einheit und des Dialogs"gestaltet werden. Franziskus erbat den Beistand Christi für das Land:"Wecke und inspiriere Initiativen für die Befriedung in der Ukraine",betete er. In seiner Botschaft forderte der Papst zum Frieden in den Konflikt-herdender Welt auf und erbat Hilfe für die Opfer von Gewalt, Krankheit und Armut. Diechristliche Botschaft dürfe angesichts von Leid und Tod nicht "nur ein Wort"bleiben. Sie müsse "Zeugnis umgeschuldeter und treuer Liebe" sein.Die christliche Botschaft bedeute, aus sich herauszugehen, um dem nahe zu sein"der vom Leben verletzt ist", sagte der Papst. Und er sprichtden Ukrainern angesichts des blutigen Konflikts in dem osteuropäischen Landsein Mitgefühl aus. Er gedenke der Opfer und der Leidtragenden deraktuellen Entwicklung, schrieb er an den ukrainischen Übergangspräsidenten undParlamentschef Alexander Turtschinow, wie dessen Büro mitteilt. Zudem habe derPapst versichert, er bete dafür, dass die ukrainische Regierung, diebeteiligten Parteien und die internationale Staatengemeinschaft die Suche nacheiner friedlichen Lösung durch Dialog und Verhandlungen nicht beenden.
Ganz neue Töne hören wir nun auch in Deutschland aus einem Friedensgebet in Welzheim (https://www.offene-kirche.de/thema.html?&cHash...tx_ttnews%5Btt...),am 8.12. 2014: „Kinder Gottes seien wir, sagen die abrahamitischen Religionen übereinstimmend.Juden, Christen, Muslime: Alle Kinder Gottes. Erwachsene Töchter und Söhne. Unddie Säkularen, die Philosophen und Agnostiker gehören durchaus auch dazu. Siesprechen von der „unveräußerlichen Menschenwürde“ und das ist innichtreligiöser Sprache dasselbe. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würdeund Rechten geboren.“ „Übermorgen, am 10. Dezember ist zur Erinnerung an dieVerkündung der Charta der Menschenrechte1948 der internationale Tag der Menschenrechte). So rüsten wir also doch ab in unseren Köpfenund Herzen! Legen wir die Waffen nieder, mit denen wir uns jahrhundertelangbekämpft haben: sprachlich in unzähligenPredigten, Traktaten und Tiraden, militärisch, wirtschaftlich, im vermeintlichheiligen Eifer und im Namen des Gottes: “Goon humanizing the world.” Lasst uns gemeinsam die Welt menschlicher machen! Inschallah.Gott helfe uns.“
All diese Hoffnungszeichen im Hinblick auf einen anschwellenden neuenAufschwung der Friedensbewegung in aller Welt und auch in Deutschland kann manablesen an der nun wiederbelebten Friedensbewegung, die Hunderttausende friedliebende Menschen in Deutschland auf die Straße und zu Demonstrationen treibt.
Es scheint ein geistiger weltweiter Aufbruch stattzufinden, der alleLichtwesen [„Ihr seid Lichtwesen.“ (Joh 10,34)] aufruft, den nunlebensnotwendigen Frieden auf Erden auszurufen und anzunehmen. Als Christen –aber vielleicht auch als Religionsvertreter anderer Völker - können wir annehmen, dass ein Heiliger Geistuns ergriffen hat und in unsere Hirne und Hirne eingezogen ist, der uns zuZuversicht, Hoffnung und Zukunftsgewissheit einlädt und anleitet. Nun könnenwir doch wieder darauf vertrauen, dass es einen Plan gibt, der diesen Planetenin eine zuversichtlichere Zukunft führt. Dessen dürfen wir uns freuen unddankbar gegen jede Gewaltverherrlichung, Resignation, und Hoffnungslosigkeit einsetzen. Und darum dürfen und wollen wir jedenfalls unseremNachbarn, den Nächsten und Fernsten in der Welt, mit denen wir irgendwann inBeziehung treten zurufen: „Du bist willkommen hier in dieser Welt und wir werden alles versuchen, Dir mit Würde undEhrerbietung entgegenzukommen!“
Mit einem urchristlichenGebetsruf dürfen wir dankbar rufen: Maranatha, komm Herr! Oder (maran atha) „unser Herr ist gekommen“ undauch „unser Herr wird kommen“. Schließlich marana tha „Unser Herr,komm!“ Komm, doch Heiliger Geist inunsere Herzen und Hirne!
Ja, ich denke es ist zu fühlen, Heiliger Geist ist bereits bei Vielen angekommen und willweitere Herzen und Hirne begeistern, den gewaltlosen Frieden in der Welt zuwagen und zu stabilisieren.
Dessen dürfen wir uns freuenund dankbar Zuversicht und Hoffnung weitersagen, damit sie in ein großes Feldneuen geistigen Bewusstseins Eingang finden.
Gerhard Loettel, Magdeburg
Auf den nächsten Seiten möchte ich Sie gern über meinePublikationen und Übersetzungen informieren. Sie bekommen auch Mitteilung über meine Person. Meine Adresse siehe oben.
Zu den u.g. Veröffentlichungen existieren noch
KleineTexte ( von denen hier einige genannt werden. Siehe auch im Internet unter Lottel, Gerhard)
Bevor ich Ihnen meine Veröffentlichungen präsentiere, hier noch ein unveröffentlichter Artikel:
"Warum ich Pazifist bin"
Motto:„Ich bin nicht nur Pazifist, ich bin militanter Pazifist. Ich will für denFrieden kämpfen. Nichts wird Kriege abschaffen, wenn nicht die Menschen selbstden Kriegsdienst verweigern.“… „Die Massen sind niemals kriegslüstern, solangesie nicht durch Propaganda vergiftet werden. Wir müssen sie gegen Propagandaimmunisieren. Wir müssen unsere Kinder gegen Militarismus impfen, indem wir sieim Geiste des Pazifismus erziehen.“…“Unser Erziehung beginnt in der Wiege: Die Mütter der ganzen Welt haben dieVerantwortung, ihre Kinder im Sinne der Friedenserhaltung zu erziehen.“…UnsereWaffen seien Waffen des Geistes, nicht der Panzer und Geschosse.“…“Ein Zehntelder Energien, die die kriegführenden Nationen im (Welt)krieg verbraucht, …wärehinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zuverhelfen sowie die Katastrophe der Arbeitslosigkeit zu verhindern.“
AlbertEinstein[1]
Um es kurz zu sagen, weil ich es unsäglichherzzerreißend und inhuman finde, was im Krieg mit Menschen geschieht und weil ichnicht im Entferntesten erleben möchte, daß meine Enkelkindern in einem 3.Weltkrieg das erleben, was ich im 2. Welt krieg erleben und erleiden mußte.Aber ich bin kein militanter Pazifist, denn das wäre eine Umkehrung dessen, wasich anstrebe. Aber sicherlich hat Einstein Recht, wenn er damit ausdrückenwill, daß wir mit allen vernünftigen und humanen Mitteln anstreben sollen, denWahnsinn von Kriegen und gewalttätigen Konfliktlösungen auf unserem blauenPlaneten zu beenden.
Nun wird man mir zweierlei entgegenhalten:
1. Esgibt überhaupt keine Anzeichen, daß die Welt auf einen globalen Krieg zuläuft.
2. Andererseits sind wir gerade im Namender Humanität verpflichtet Menschen in bestialischen Situationen beizustehen, und wenn das in einer ultima ratio mitWaffengewalt geschehen muß.
Untersuchen wir den Punkt 1, aus dem unmittelbarsich auch die Position von Punkt 2 sich als nicht zu verteidigen ergeben wird.
Da lese ich in der Fernsehzeitung Prisma vom 19.11-15.11.Nr. 45/2013 unter der Überschrift „Ahnung und Desaster“ u.a.:
Wenn die internationalen Beziehungen je in einem
guten Zustand waren, dann im Januar 1912. Es
herrschte Wohlstand und eine optimistische
Grundstimmung in Westeuropa und in den USA. …
Am 17. Januar 1912 hielt ein bekannter Wirtschafts-
Autor namens Norman Angell einen Vortrag vor
Londoner Bankiers, viele von ihnen stammten aus
Deutschland. „Die internationale finanzielle
Abhängigkeit", dozierte Angell, "die in weit
höherem Maße als bei irgendeiner anderen Branche
das besondere Kennzeichen des Bankwesens ist",
trage zweifellos dazu bei, "die Beziehung aller
Menschen zu allen anderen Menschen zu verbessern.
Sie wird ein Bewusstsein schaffen, das zu einer
effektiveren Zusammenarbeit, zu einer besseren
menschlichen Gesellschaft führen muss."…
Zweieinhalb Jahre später herrschte Krieg in Europa.
Ein Krieg, der sich zum Weltkrieg ausweitete, 70
Millionen Soldaten durch die Hölle trieb, 17
Millionen Soldaten das Leben kostete, anderen den
Verstand, die Arme oder Beine und, was keine
geringe Sache ist, das Vertrauen zum Leben. Angells
"internationale finanzielle Abhängigkeit" hatte schön
geklungen, die Welt aber nicht zu einem besseren
Ort werden lassen. Genauso wenig, wie sie im 21.
Jahrhundert dazu imstande ist124. Die Toten und
Versehrten sind nur eine Bilanz der "Urkatastrophe
des 20. Jahrhunderts"…. Eine andere Bilanz sind die
124 Hervorhebung durch den Artikelschreiber
231
Gewinne der Kriegsindustrie. Der Krieg beflügelte
die Nachfrage nach chemischen Kampfmitteln
Phosgen, Chlor, Senfgas. Jagdflugzeuge wurden
erstmals serienmäßig gebaut. Das Militär dürstete
nach Granaten und Flammenwerfern. Die
Panzerproduktion lief an, und die Bilanzen der
Rüstungskonzerne lasen sich wie jene Erfolgsstorys,
die 1999/2000 der Neue Markt schrieb. Gegenüber
1913 stieg der Reingewinn bei Krupp im Krieg von
32 auf 80 Millionen Mark, bei Rheinmetall von 1,4
auf 15 Millionen. Doch kehren wir in die scheinbar
heile Welt vor dem Krieg zurück. Wir finden dort
alles, was uns noch heute, im 21. Jahrhundert, als
Garant des Friedens verkauft wird. Nicht nur waren
die Finanzmärkte eng miteinander verquickt; die
Diplomaten begegneten sich ständig und keineswegs
feindlichen Sinnes auf Kongressen, bei Empfängen
und Staatsbesuchen.
Führt man in solcher Konstellation Krieg
gegeneinander? Die Welt verknüpfte sich. Wie
konnte es dennoch zum Krieg kommen? In der
Sonderbund-Ausstellung in Köln 1912, so weltläufig
wie noch keine Ausstellung zuvor, präsentierte sich
ein wildes, zärtliches und friedliebendes Europa. …
An einflussreicher Stelle aber hielt die alte Zeit
unverändert die Strippen in der Hand. Das allein
zählte. In Militärzirkeln wie dem "Großen
Generalstab" wurden Aufmarschpläne bebrütet, in
die nicht einmal (Reichskanzler) Bethmann Hellweg
eingeweiht war.
In diesen Zirkeln lebte das 19. Jahrhundert fort. Es
trat 1914 zu seiner Entscheidungsschlacht an. … Die
vermeintliche "Urkatastrophe" war tatsächlich ein
Überhang aus einem gebrauchten Jahrhundert.
Gerhard Bleckmann
Das hatmich so schockiert, dass ich an den Chefredakteur des ´Prisma´ die folgenden Zeilenschrieb:
[1] Hervorhebung durchden Artikelschreiber
Sehr geehrter Herr Chefredakteur!
"Ahnung und Desaster"! Das ist doch eine so erschreckende Aktualität, wie man sie sich kaum größer vorstellen kann. Und das macht Angst. Wir sind doch wohl kaum weiter von etwas Derartigem entfernt, wie 1914.: "Internationale Abhängigkeit" ...wird die Weltwohl auch heute kaum ..."zu einem besserem Ort werden lassen". Wenn das so ungebrochen weitergeht, werden die Toten und Versehrten einerKatastrophe, wie sie in diesem Ihrem Menetekel - von Gerhard Bleckmann - anklingt nicht nur die einzige Bilanz so einer neuen Urkatastrophe des21. Jahrhunderts sein. Es werden dann, sollte diesmal ein Krieg mit atomaren Mitteln ausgetragen werden, was Gott verhüten möge, Millionen von Strahlentoten und Verkrüppelten - unsere Enkel! - zu beklagen sein (aber wer ist dann noch da um zu beklagen?). Daneben wird es eine lebensfeindliche Erde geben, mit unendlicher Verwüstung und dem Absterben jeglichen tierischen und pflanzlichen Lebens. Und das scheint ja durchaus keine an den Haaren herbeigezogene Schreckensvermeldung zu sein. Die Gewinne und Gewinn-absichten der Kriegs- und Rüstungsindustrie stehen doch schon wieder auf dem Spielplan: Kampfmittel, Bomberflugzeuge, Jagdflugzeuge, bewaffnete Drohnen, Panzer (Leopard u.a.), atomspreng-kopftaugliche Raketen, u.v.a.m. stehen doch nicht nur auf dem Wunschzettel der Rüstungsindustrie sondern auf den Bestellzetteln und Herstellungsprogrammen der Rüstungsfirmen. Und das gewollt mit dem wohlmeinender Regierungen Europas, die mit solchen Waffengeschäften in die Krisenregionen der Welt gute Gewinne machen (z.B. Leopardpanzer an Saudi-Arabien). Und nun mit dem scheinheiligen Getue verbrämt, es gehe hier bei den Kriegs-einsätzen unserer Eingreiftruppen um "humanitäre Hilfen und Angelegenheiten". Oder genau wie Bleckmann schreibt: " was uns noch heute, im 21.Jahrhundert, als Garant des Friedensverkauft wird“. „An einflußreicher Stelle" hält auch heute wohl noch "die alte Zeit unverändert die Strippen in der Hand". "In Militärzirkeln" wird doch auch heute bebrütet, wie man eine Bundeswehr -von den Verfassungsvätern zur Verteidigung des Vaterlandes gegründet - zu einer Eingreiftruppe, einer Art Fremdenlegion - umfunktionieren kann, um den Interessen der Rüstungs- , Rohstoff- und Energieindustrie zu dienen (wie das der Expräsident Köhler versehentlich ausplauderte). Für diese Truppen werden dann auch noch mit Steuermitteln Übungsstädte (wie Schnöggersburg in Sachsen-Anhalt) gebaut, allein zum Zweck der Einübung in den ballungsnahen Häuserkampf. Alles friedensstabilisierende Mittel? Auch "in diesen Zirkeln" lebt das"19.Jahrhundert fort", wiederum verbrämt als Friedensmission und humanitäreMaßnahme an den Armen der Welt.
Nun fragen wir, was sollen wir dagegen machen? Können wir etwas machen, oder müssen wir uns hilflos auf eine neue UR-Ur-Katastrophe einstellen? Kann uns dieses Menetekel, das Gerhard Bleckmann da aufzeigt nicht zu Anfragen und Protesten anleiten, die diesem Menschenwahnsinn Einzelner - die aber Alle in die Katastrophe reiten - Einhalt gebieten? Sollte man es nicht wenigstens versuchen, ehe wir an den Schläfen unserer Enkelrussisches Roulett spielen? Gerhard Loettel, ein besorgter und verzweifelterGroßvater
Nun wird man wieder fragen, „ist das denn wirklich vergleichbar? Ich kenne derartige Anfragen aus meiner Zeit in der DDR. Dort fragte man: „Weisen Sie uns doch nach, wo wir so inhuman und gewinnorientiert handeln“. Heute kann ich das aber tatsächlich.
In einer Erklärung des evangelischen Pressedienstes[3]erscheinen unter der Überschrift „Hauptsache Rendite“, die folgenden erschütterten Enthüllungen zum Thema Nachfrage und Gewinne der Rüstungsindustrie:
Hauptsache Rendite
Deutsche Banken investieren Milliarden in Atomwaffen. Deutsche Finanzinstitute wie die DeutscheBank, die Commerzbank oder die Allianz-Versicherung investieren laut einerStudie in Milliarden-umfang in die Herstellung von atomaren Massen-vernichtungswaffen. Die in Berlin, Amsterdam und Stockholm veröffentlichte Studie der Anti-Atomwaffenkampagne ICAN nennt weltweit 298 Finanzdienstleisteraus dreißig Ländern, die in Unternehmen investieren, die Atomsprengköpfe sowie Atomwaffenträgersysteme wie Raketen, .Bomber oder U-Boote herstellen oder warten. Der Gesamtumfangwird mit 235 Milliarden Euro angegeben. Die Studie wurde von der holländischen Sektion der katholischen Friedensorganisation Pax Christi, IKVPax Christi, erstellt. Im internationalen Vergleich stehe Deutschland auf Platz vier nach den USA, Großbritannien und Frankreich, heißt es darin. An den Geschäften mit Atomwaffen beteiligt seien acht deutsche Finanzinstitute mit knapp 7,6Milliarden. Nummer eins sei dabei die Deutsche Bank mit allein 16 Geschäftsbeziehungen zu Atomwaffenherstellern im Umfang von 3,6 Milliarden Euro. Auf Platz zwei und drei folgen die Commerzbank und der Allianz-Konzern mit einem Umfang von 1,3 beziehungsweise 1,1Milliarden Euro. Involviert sind aber auch die zur Unicredit-Group gehörende Hypo-Vereinsbankund öffentlich-rechtliche Banken wie die BayernLB, die Landesbank Hessen-Thüringen(Helaba) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Letztere gilt als Entwicklungsbank. Seit der ersten ICAN-Studie vor zwei Jahren habe sich am Investitionsverhalten deutscher wie internationaler Finanzinstitute offensichtlich wenig geändert kritisierte Jacob Romer, Koordinator von ICAN Deutschland. Er betonte, dass der Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen, den Deutschland unterschrieben hat dazu auffordert, alle Anstrengungenzu unternehmen, um die Gefahr eines Atomkrieges abzuwenden, »Wenn Deutschland das Ziel einer atomwaffenfreien Welt ausruft, sollten dies auch deutsche Finanzdienstleister in Bezug auf Investitionen in dieHersteller von Nuklearwaffentechnologien tun«, forderte Thomas Küchenmeister von Facing Finance, einer deutschen ICAN-Mitgliedsorganisation. An der Herstellung von Atomwaffensystemen sind laut Studie auch deutsche Unternehmen wie der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS oder ThyssenKrupp beteiligt. ICAN steht für International Campaiqn to AbolishNuclear Weapons - zuDeutsch: Internationale Kampagne zurAbschaffungvon Atomwaffen. EvangelischerPressedienst
Soviel also zur Verifikation der Parallele von 1912 und 2013. Und das macht gewaltige Angst.
In diesem hier aufgezeigeten Sinne schreiben 10 engagierte Christen (Almuth Berger, Berlin, Volkmar Deile, Berlin, Heino Falcke, Erfurt, Joachim Garstecki, Magdeburg, Heiko Lietz, Güstrow, Ruth und Hans Misselwitz, Berlin, Konrad Raiser, Berlin, Gerhard Rein, Berlin, Hans-JochenTschiche, Satuelle) im Juli 2013 einen OffenenBrief von Christen zur Bundestagswahl, indem sie u. a. feststellen undfordern:
Deutschland wird immer mehr zum Akteur einer militär-gestützten Interessen- und Machtpolitik. Die Logik entgrenzter Kriegsführung tritt an dieStelle der vom Grundgesetz gebotenen Friedensverpflichtung. Statt die Tradition militärischer Zurück-haltung, einst Kern deutscher Friedenspolitik, zu nutzen, bedient die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik vor allem nationale Egoismen mit Hilfe militärischer Mittel. Dass die Maxime „Vorrang für Zivil“ nahezu aus dem Vokabular der deutschen Politik verschwunden ist, gehört zu den Defiziten der letzten fünf Jahre. Es gibt kaum noch Initiativen, die ein vorrangiges Interesse deutscher Politik an Prävention erkennen lassen. Die Bundeswehr wird von der Politik zum Generalbevollmächtigten deutscher Friedensverantwortung hochstilisiert. Diese Entwicklung lehnen wir entschieden ab. Wie perspektivlos diese Politik ist, zeigt das Beispiel Afghanistan. Der Versuch, in Afghanistan mit militärischen Mitteln nachhaltigen Frieden zu schaffen, ist gescheitert. Dennoch wird die Bundeswehr zu einer weltweit aktiven Einsatz-Armee umgebaut. Ihre strategische Aufgabe ist es, den nationalen Interessen Deutschlands Geltung zu verschaffen. Es gebe keine Region der Welt, „ in der Deutschlandnichts zu suchen habe“ (Verteidigungsminister de Maiziere, 2012). Oberste politische Priorität hat nicht mehr die Friedensverpflichtung des Grundgesetzes, sondern die Sicherung des ungehinderten Zugangs zu Rohstoffendurch militärische Interventionsfähigkeit. Deutschland ist mittlerweile der drittgrößte Waffen- und Rüstungsexporteur der Welt. Mit dieser expansiven Rüstungsexportpolitik betreibt die Bundesregierung Wirtschafts-förderung für die eigene Klientel. Unverblümt gibt die Kanzlerin die skandalösen Waffenexporte in Spannungsgebiete als Teil deutscher Friedenspolitik aus. Diese Vernebelung, die durch die völlig undurchsichtige Genehmigungspraxis des Bundessicherheitsrates gestützt wird, darf der Bundestag nicht länger hinnehmen. DeutscheRüstungsexporte vergrößern das Gewalt-potential in regionalen Konflikten, erschweren die Chancen für friedliche Lösungen und erhöhen die Gefahr neuer Kriege. Friedenspolitik durch Waffenexporte betreiben zu wollen ist ein Armutszeugnis für die deutsche Politik. Mehr Waffen schaffen nicht mehr Sicherheit, nirgends. Der Verteidigungsminister will bewaffnete Drohnen anschaffen. Er hält sie für „ethisch neutral“. Ihr Einsatz sei wie jeder andere, nur weniger gefährlich für „uns“. Wir halten es für einen Skandal, dass er mit dieser Auffassung auch noch vom bisherigen Evangelischen Militärbischof Martin Dutzmann unterstützt wird. Die Beschaffung von Kampfdrohnen für die Bundeswehr verdeutlicht das fatale Zwangsgefälle, das von neuen technologischen Entwicklungen für die weltweite Rüstungsdynamik ausgeht. Wir warnen vor diesenEntwicklungen. Vor allem möchten wir erreichen, dass die Gefahren, die sich aus dieser schleichenden, kaum diskutierten Militarisierung der deutschen Politikergeben, öffentlich bewusst gemacht werden. Nur so kann es gelingen, diesen gefährlichen Entwicklungen zu widerstehen. Wir wollen mit diesem Offenen Brief erreichen, dass unser entschiedenes Nein zu nationalen Egoismen in Europa, zur Militarisierung unserer Politik und unseres Denkens, unser Nein zur Aufrüstung mit Kampfdrohnen von möglichst vielen Menschen bei ihrer Stimmabgabe bei derWahl am 22.September mit bedacht werden. Berlin, im Juli 2013
Speziell zum Thema der vom Grundgesetz gebotenen Friedensverpflichtung und dem Einsatzvon bewaffneten Drohnen erklärte einer der Offenen Briefschreiber u.a.:
Es mangelt an Phantasie und Ideen für eine klug vorausschauende politische Strategie,die in der Lage wäre, die Tradition militärischer Zurückhaltung, einst Kern deutscher Friedenspolitik, produktiv für die Bewältigung der Krisen der globalisierten Welt zu nutzen. Armutsbekämpfung, Ressourcenknappheit, Energie-sicherheit, Klimakatastrophe und Migration, um nur die wichtigsten Probleme zu nennen, erfordern vorrangig politische Kompetenzen statt militärische Fähigkeiten….
Militärische „Versicherheitlichung“ ist an die Stelle ziviler Präventionspolitikgetreten. Die Übernahme von neuen Entwicklungen im Bereich von Waffen und Rüstungen wird von der deutschen Sicherheitspolitik gern als technologische Zwangsläufigkeit dargestellt. So will Verteidigungsminister Thomas de Maiziére die Bundeswehr mit Aufklärungs-und Kampfdrohnen ausrüsten mit dem Argument: „Wir können nicht sagen, wir bleiben bei der Postkutsche, während alle anderen die Eisenbahn entwickeln“. Was de Maiziére nicht sagt: Drohnen bedeuten Krieg. Die Entwicklung, Perfektionierung und der Einsatz ferngelenkter, mit Präzisionswaffen ausgerüsteter Drohnen öffnet die Tür zu einer neuen Phase hoch-technologischer Kriegsführung. Es handelt sich um unbemannte ferngesteuerte Waffensysteme, die das Ziel verfolgen, die Gefahr für die Soldaten der eigenen Seite zu minimieren oder möglichst ganz auszuschließen. Die Drohnen-Technologie verheißt „eine Maximierung des Effekts bei gleich-zeitiger Minimierung des Risikos, und zwar mit Blick auf zwei Komponenten jeder Kriegsführung, nämlich sowohl die Feindaufklärung als auch dieFeindbekämpfung“ (Heinz-Günther Stobbe). Der Einsatz solcher Waffen führt nach Auffassung vieler Fachleute in eine völkerrechtliche Grauzone. Er verstößt gegen die Menschenrechtskonvention der UN von 1966 und gegen Normen des humanitären Völkerrechts.
Kampfdrohnen für die Bundeswehrverdeutlichen nicht nur das fatale Zwangsgefälle, das von neuen technologischen Entwicklungen für die weltweite Rüstungsdynamik ausgeht. Sie verändern erschreckend geräuschlos auch den gesellschaftlichen Konsens über die Weise,wie Deutschland weltweit dem Frieden zu dienen hat, immer deutlicher in Richtung der Option Krieg. …
Unter dem Eindruck dieser bedrückenden Veröffentlichungen und Entwicklungen schrieb ich eine Stellungnahme[4]an die Adresse der beiden Großkirchen, die gerade dabei sind, ein Sozialwort2013 zu verfassen:
ZurAktion Sozialwort 2013, was der mündige Bürger den Kirchen auch noch sagen möchte
Es wird notwendig sein, daß sich die Kirchen über den Gemeinde- und Kirchenhorizont hinaus für das ganze soziale Gefüge der weltweiten gefährdeten und benachteiligten Menschengemeinschaft verantwortlich wissen. Und diese Weltgemeinschaft der Völker und Nationen – eingeschlossen unsere eigenen hochindustrialisierten abendländischen Nationen - ist höchst gefährdet, nicht nur benachteiligt, sondern gänzlich und endgültig ausgelöscht zu werden, d.h. die seit Millionen Jahren sich entwickelte und kulturell sich herausgebildete Menschheit wird aufhören auf diesem blauen Planeten zu existieren. Da helfen wir als Kirchenleute ein paar tausend Menschen im Inland und in den Krisen- und Notgebieten der Welt wieder einigermaßen menschengerecht zu leben – was unbedingt notwendig ist! – und über kurz über lang wird dann diese gesamte Menschheit in einem einzigen großen atomaren Feuerball verglühen und zu Asche verbrennen. Acht bis fünf Millionen Jahre Evolution des Menschen, diese planetare Menschheit, ausgelöscht: „von Erde bist Du genommen, zu Erde sollst Du wieder werden, Staub zum Staube, Asche zur Asche“. Soll mit diesem individuellen Schicksal eines jeden Menschen auch das Schicksal der gesamten Menschheit gemeint sein? Wem das zu blasphemisch ist und wer in Gott den Schöpfer und Hervorrufer eines „erfüllten“ Planeten sieht, der sollte sich aber schleunigst dafür einsetzen, daß diese Horrorvision nicht eintritt.Es kann doch nicht angehen, daß sich die Kirchen seelsorgerisch – durchaus auch richtig – um jeden einzelnen Soldaten kümmern, der am Hindukusch und sonstwo inder Welt mit Gewissensentscheidungen, Leid, Versehrtheit oder Tod konfrontiert wird, aber die Kirchen lehnen sich nicht auf gegen das große Artensterben der gesamten Menschheit durch den wechselseitigen Abschuß aller Atomwaffen von allenAtomwaffen besitzenden Mächten hier auf unserem blauen Planeten Erde in einem dritten Weltkrieg .
Minister de Maizière sagt es so: „Es gibt keine Region der Welt, in der die Bundeswehr nichts zu suchen habe“, und der Bundespräsident meint: „Als „Mut-Bürger in Uniform“ seien die Bundeswehrsoldaten ein Friedensmotor für das große ´Wir´“. Da wird allerdings der Brigadegeneral Bernd Albert, Stabsabteilungsleiter im Führungsstab des Heeres, schon deutlicher, wenn er davon ausgeht, daß „zusätzliche Leistungen aus Wirtschaft und Industrie“ beansprucht werden müssen. Denn diesen unvermeidlichen „Rückgriff auf zivile Ressourcen“ sieht er „weitgehend unter den Bedingungen der Marktwirtschaft“, d.h. militärische Krisenreaktionen alsWirtschaftsfaktor[5]. Nun wird es deutlich, es geht um wirtschaftliche Interessen – wohl der Bürger der Industrienationen (?) und/oder um die Renditen von Großindustriellen(?) - um derentwillen nicht nur unsere Soldaten geopfert werden, sondern auch die gesamte Menschheit aufs Spiel gesetzt wird, wenn und weil die große atomare Katastrophe nicht mehr aufzuhalten sein wird. Das wird allerdings immer wieder verschleiert dargestellt, so noch einmal de Maizière auf der von Rüstungsindustrie und Öl-Multis mitfinanzierten „Sicherheitskonferenz“ in München, wo er erklärte, die Bundeswehr sei zum „Teil der Friedensbewegung“geworden. Von daher gäbe es keinendeutschen Sonderweg mehr – weder zu unserem Nutzen noch zu unseren Lasten“ [5].
Nun werden uns allerdings das Militär und die Politik vormachen, es gehe doch garnicht um die große atomare Auseinandersetzung z.B. In einem neuen – dem dritten, atomaren – Weltkrieg. Es gehe doch „nur“ um die Sicherheit unserer Freiheit gegen den Terrorismus der Achse des Bösen. Und dagegen würden wir uns eben in einer „ultima ratio“ mit den modernsten Mitteln zu wehren wissen.Unsere unbemannten Drohnen könnten so ohne Verluste an eigenen Soldaten solche Terroraktionen verhindern oder ausschalten. Demgegenüber besteht aber noch immer auch die Drohgebärde der atomwaffenbesitzenden Großmächte, gegen jeglichen Angriff ihrer nationalen und regionalen Interessen, ebenfalls als ultima ratio Atomwaffen einzusetzen. Das aber ist nun kein Automatismus gegen einen atomaren Weltkrieg, da solche Abschreckung nie hundertprozentig und auf lange Sicht für immer wirkt. Wenn man eine „rote Linie“ zieht mit der Drohung, Atomwaffen im Zweifelsfall einzusetzen, muß man auch bereit sein, diese Drohung wahr zu machen, falls einmal diese rote Linie überschritten wird. Aber was, wenn das einmal ernst wird? Handelt man nach einer solchen Drohung nicht, so macht man sich lächerlich, zum Clown der ganzen Welt und keiner nimmt die Drohung dann mehr ernst. Macht man aber heute solche Drohung wahr, so ist der 3. und atomare Weltkrieg nicht mehr aufzuhalten. Zu viele – auch unberechenbare Nationen – haben Atomwaffen, die sie natürlich im Falle eines atomaren Schlagabtausches dann auch ihrerseits einsetzen würden. Und dagegen helfen weder unbemannte Drohnen noch eine „Raketenabwehr“. Im Gegenteil, solche Maßnahmen verlocken und provozieren ja gerade dazu, mit allen Mitteln – und dann eben auch mitAtomwaffen – den „Großen“ zuvorzukommen. Der 11. September 2001 hat gezeigt, wie verwundbar auch industrielle Großnationen sind. Und Atomsprengkörper lassen sich nicht nur in Flugzeugen, sondern bereits in Rucksäcken transportieren. (Und da ist selbst die sog. friedliche Kernenergiegewinnung neben anderen Gefahren und Risiken involviert, denn „kein einziges (deutsches) AKW ist gegen den Aufprall eines Passagierflugzeuges ausgelegt: schon der Absturz eines Fliegers mittlerer Größe kann in jedem zur Kernschmelze führen“[6].
Es gibt also keinen anderen Ausweg, als diese Atomwaffen [7] überall in der Welt, und restlos und sofort abzuschaffen und zu ächten. Denn, wie der General George Lee Butler, der Oberkommandierende der amerikanischen Atomstreitkräfte sagte: „Wir sind im Kalten Krieg dem atomaren Holocaust nur durch eine Mischung von Sachverstand, Glück und göttlicher Fügung entgangen, und ich befürchte, das Letztgenannte hatte den größten Anteil daran“ [5]. Darum hat nicht nur der Internationale Gerichtshof in Den Haag im Auftrag der Generalversammlung der UNO ein Gutachten erstellt mit demErgebnis: „ Die Drohung mit und der Einsatz von Atomwaffen verstößt generell gegen das Völkerrecht.“[5] Dem hat sich 1983 der Weltrat der Kirchen angeschlossen: „Wir glauben, die Zeit ist gekommen, daß die Kirchen klar undeindeutig erklären, daß sowohl die Herstellung und Stationierung als auch der Einsatz von Atomwaffen ein Verbrechen gegen die Menschheit darstellen … und verurteilt werden muß.“ [5] A apropos „Stationierung“, immerhin befinden sich auf dem Fliegerhorst in Büschel in Deutschland noch immer ca. 20 atomare Sprengköpfe mit je einer mehrfachen Sprengkraft der Bombe von Hiroshima. Die Zeit ist heute mehr als gekommen, daß sich die Kirchen dieser Erklärung von 1938 erinnern und ganz vehement noch einmal ihre Stimme erheben in Sachen Vermeidung eines atomaren Holocaust in einem dritten Weltkrieg. Das ist eine Sozialinitiative. Wenn nicht an erster Stelle diese Vermeidung der Vernichtung der der gesamten 4 Millionen alten Menschheit – als der weltweiten Sozialgemeinschaft – steht, was hülfe es uns dann, private und/oder kirchliche, gemeindliche soziale Aktionen zu starten und zu verteidigen? Prüfen wir die unbedingt einzuhaltenden Prioritäten, und den Kirchen sei zugerufen: „Seien wir mutig, dies – nicht nur, aber auch - in einem Sozialwort anzusagen und zu verteidigen.“ Und wann soll das geschehen? „Nach meiner Meinung sofort,unverzüglich!“
Zu gleicher Zeit habe ich an die Grünen im deutschen Bundestag geschrieben:
Selbstverrat der „Bündnis 90/die Grünen“
Ich bin tief enttäuscht darüber, daß der Gedanke der Gewaltfreiheit im Zusammenleben der Menschen in einer Nation und unter den Völkern nicht von derPartei der Grünen weiter verfolgt wurde und wird. Da spricht man von der„responsibility to protect“, der „Schutzverantwortung“ und von der „ultima ratio“ und ist doch nicht bereit, willens oder durchsetzungsfähig die Verantwortung des Schutzes von Leben und Leidvermeidung aktiv zu betreiben. Wo bleiben die sichtbaren und größenmäßig zureichenden Bemühungen um einen sozialen Friedensdienst, um soziale Verteidigung, um zivilen Friedensdienst, um Sorge für die Bereitstellung von Mitteln für die nun schon vielfältigen Initiativen für gewaltfreie Konfliktlösungen. Wo bleiben die Proteste der Grünen gegen die Waffenlobby, den Rüstungswahnsinn und die Lieferung von Waffen und Kriegsgeräten in alle Welt, oder auch die Proteste gegen die Lieferung von Chemikalien zum Nachbau von chemischen Massenvernichtungswaffen. Erst wenn alle diese europäischen „Bemühungen“ zur gewaltbereiten Konfliktlösung bei den Völkern dort zu humanitären Unmenschlichkeiten geführt haben, ertönt der Rufnach der ultima ratio, also „Draufhauen“ auf das, was wir versäumt oder gar angerichtet haben. Das ist durchaus keine ultima ratio. Das Nichthandeln in Sachen Unterstützung oder aktive Förderung gewaltfrier Konfliktlösungen und Konfliktforschung bezeugt vielmehr, daß das eine vorrangige oder alternativlose ratio ist. Man sehnt durch Nichthandeln geradezu den Point of no return für diese sog. ultima ratio herbei und verläßt sich nur(!) auf diese Handlungsmaxime. Welche Rolle spielt dabei die Interessenlage derRüstungsindustrie? Ist das den Grünen egal? Sie sollten sich aktiv und fordernd dafür einsetzen, daß bedeutend mehr Mittel für Friedensforschung und zivilen Friedensdienst ausgegeben werden, als für die Militarisierung der Bundesrepublik und die militärische Auf- und Ausrüstung der Bundeswehr. Die Bündnis 90/dieGrünen täten gut daran, bei den diversen Bürgerinitiativen (wie z.B. derinternationale Versöhnungsbund u.a.), die sich für soziale Verteidigung, sozialen Friedensdienst und gewaltfreie Konfliktlösungen einsetzen, in die Lehre zu gehen, sind sie doch selbst einmalaus Bürgerinitiativen entstanden. Dazu die uralte Weisheit – nicht ratio!- “Weg und Ziel, Mittel und Zweck,müssen übereinstimmen, soll der Zweck erfüllt, das Ziel erreicht werden.“ Frieden kann nur durch friedliche, Gerechtigkeit nur durch gerechte, und Demokratie nur durch demokratische Mittel errungen oder verteidigt werden. Das sollten die Bündnisgrünen bei evtl. anstehenden Koalitionsverhandlungen nie aus den Augen verlieren. Es gibt es eine argumentativ gute Informationsquelle bei der Arbeitsstelle Frieden, bei der Evangelischen Landeskirche Baden. Sie verteilt sogar kostenlos Materialien für friedensethische Diskussionen und Anleitungen (siehe unten).
Für alle Bündnisgrünen, die noch immer und alternativlos der Doktrin von der ultima ratio anhängen aber sollte es eine Pflicht und Verpflichtung sein, das Wort „Ultima“ in ihrem Wahrspruch auch ernst und wörtlich zu nehmen, nämlich ausschließlich „letzte“[8] Vernunft zu sein. Vor jedem „Letzten“ aber stehen „davor“ die nicht zu unterlassenden Bemühungen, alles zu tun, um gewaltfreie Konfliktlösungen und gerechten Frieden anzustreben. Das bedeutet aber eine Praxis der aktiven Gewaltfreiheit zu fordern und zu fördern, aktive Friedensschulen und Dialoge auf Völkerebene zu wollen und zu veranstalten. Aktive gewaltfreie Konfliktlösung gibt es nicht zum Nulltarif. Da sind Finanzmittel, mindest in der Höhe der Rüstungsausgeben zu erbringen und zu fordern, und darüber hinaus die Bereitschaft und das Engagement, sich selbst die Programme der z.B. sozialen Verteidigung u.a. friedensstiftender und -erhaltendeMaßnahmen anzueignen, um sie politisch auch vertreten zu können. „Der Krieg als Institution muß in einer fortlaufenden Anstrengung abgeschafft werden“ ( C. F.von Weizsäcker 1963).
Da ist es natürlich einfacher und bequemer sich dem Motto von einer „ultima ratio“ zu verschreiben, die in Wirklichkeit eine prima ratio, eine erste und alleinige Verstandes- und Handlungsübung ist.
Nun bleibt die Frage, sag´ mir wo dieSoldaten sind, wo sind sie geblieben? Und ergänzend, sag´ mir wo die Zivilisten und Kinder (in den Krisengebieten der Erde) sind, wo sind sie geblieben (unter dem Bombardement unserer ultimativ rationellen Granatabwürfe aus „humanitären“ Gründen, der responsibility to protect)“?
Dazu gibt es die suggestive Anfrage der Kriegsbefürworter: “Was wäre aus Deutschland und Europa geworden, wenn die Alliierten nicht in den 2. Weltkrieg eingegriffen hätten? Dazu analysierte ein Freund von mir dieseThese mit den folgenden Worten:
„Das scheinbar unschlagbare „Kronargument“,das immer kommt, wenn die Grenzen des Pazifismus aufgezeigt werden sollen: ´die Beseitigung der faschistischen bzw. nationalsozialistischenBarbarei durch die Alliierten im 2.Weltkrieg´. Doch der Vergleich hinkt und sagt herzlich wenig aus zu dem Problem, um das es hier geht. Keiner derjenigen, die nach dem Krieg durchaus zu Recht als Befreier gefeiert wurden, hat sich auf diesen Krieg allein deshalb eingelassen, um die Menschheit von einer Barbarei zu befreien. Stalin hat sogar anfänglich mit ihr gemeinsame Sache gemacht, um sich die Hälfte Polens einzuverleiben. Und gegen Ende des Krieges,hat er seine vorrückende Rote Armee vor Warschau halten lassen, damit SS und Wehrmacht den Warschauer Aufstand ungestört brutal niederschlagen konnten. Und auch für die großen westlichen Demokratien, einschließlich Amerika, war das nicht der entscheidende Grund, warum sie diesen Krieg geführt haben. Der Krieg wurde ihnen von Hitlerdeutschland durch Angriff, Überfall, Einmarsch aufgezwungen. Schon deshalb ist dieserKrieg kaum aussagefähig, wenn man vor der Frage steht, ob man Gewalttätern mit militärischer Gewalt begegnen soll.
Nun meine abschließende Meinung zur Angs tund vor der Gefahr eines 3. Weltkrieges und zur Ablehnung von militärischenMitteln gegen Terrorismus und Barbarei. Sind das eine reale Gefahren? Ist Pazifismus eine Option?
Ich denke Pazifismus mit den Auflagen zu friedensstabilisierenden undgewaltfreien, gewaltmindernden Maßnahmen, die u.U. auch Finanzmittel kosten, ist bestimmt die sicherere und optimalere Variante den Frieden in der Welt zuerhalten und humanere Zustände anzustreben [9] als kriegerische und Gewaltmittel. Denn erstens haben die Kriege der letzten Jahrzehnte gezeigt, daß nicht einmal humanere Zustände mit militärischen Mitteln erreicht wurden. Diese Kriege haben darüber hinaus unzählige Menschenleben gekostet. Sie haben unmäßige Finanzmittel verschlungen, die besser in humanitäre Maßnahmen zur Abstellung von Terror und Brutalität hätten investiert werden können. Und diese Mittel flossen sogar mehrheitlich in die Kassen einiger Rüstungsindutrieller. Ich weigere mich außerordentlich meinen Pazifismus aufzugeben, solange zur Herstellung, zum Kauf und Verkauf (Lieferung) von Rüstungsgütern, d.h. von Tötungsinstrumenten, die Menschenopfer fordern, Rendite von Einzelnen verdient werden. Ich weigere mich den Pazifismus aufzugeben, weil ich der festen Meinung bin, daß jegliches militärische Eingreifen die Gefahr eines 3. Weltkrieges immer weiter und wirklicher werden läßt. Ich weigere mich diesen Pazifismus zugunsten einer heuchlerisch scheinheiligen Vortäuschung aufzugeben, ´als ultima ratio müssten eben u.U. auch Gewaltmittel Einsatz finden´. Denndiese sog. humanitären Gründe bleiben allzu oft nur auf Gebiete beschränkt, die den gewaltausübenden Mächten anderweitige wirtschaftliche Vorteile erbringen. In wie vielen Gebieten der Welt sind Menschenrechtsverletzungen zu beklagen und kein einziger der gewaltbereiten Mächte ist willens dort einzugreifen, im Gegenteil, oft werden gewinnträchtig Rüstungsgüter in Gebiete geliefert, die eigentlich dazu beitragen die inhumanen Zustände noch zu überbieten. Den friedensstabilisierenden Pazifismus mit allen Mitteln zu stärken, ist bestimmt das bessere Mittel den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt zu etablieren.Dabei muß uns allerdings bewußt sein, daß dieser Pazifismus heute keine passive Zurückgezogenheit in die Privatsphäre bürgerlicher Idylle mehr sein darf. Statt der „scheußlichen Alternative von Passivität oder Gegengewalt“ bedarf es einer „aktiven Gewaltfreiheit“[10]. Solcher Pazifismus ist darum die bessereVariante von Konfliktlösungen – auch terroristischer und menschenverachten-derArt – weil er dazu nötigt, sich Gedanken, Visionen und Engagements zu erarbeiten, wie solche Konflikte und Barbareien aufgelöst und befriedet werden können. Die militante Option des Einfach-drauf-schlagens und Totmachens des Konfliktgegners verleitet freilich dazu, ohne großes Nachdenken und Durchdenken von gewaltfreien Alternativen kurzfristig sofortige Entscheidungen zu treffen. Das eine ist mühsam und erfordert Nachdenklichkeit, das andere erübrigt Entscheidungen, die u.U.finanziell und initiativ aufwendig sind. Die Ausarbeitung, die Darstellung und die Bedeutung solcher „aktiver Gewaltfreiheit“ ist freilich – besser als ichdas hier könnte - in der Darreichung derArbeitsstelle Frieden der Evang. Landeskirche Baden gelungen und herausgegeben. Das Inhaltsverzeichnis macht auf die zu beachtenden Punkte aufmerksam (dabei sind die Artikel auf S. 14 und 23 besonders zu beachten):
Inhalt
Vorwort 3
I. Landeskirche
Arbeitskreis Frieden im EvangelischenKirchenbezirk 4
Breisgau-Hochschwarzwald
Eingabe an die Evangelische Bezirkssynode
Breisgau-Hochschwarzwald zur Friedensethik
Anregungen für eine Neuorientierung 4
evangelischer Friedensethik
11.Biblische Friedensethik
Walter Wink 6
Der Dritte Weg Jesu
Aktive Gewaltfreiheit - das Jesu gemäßeHandeln neben den
beiden "scheußlichen Alternativen"Passivität oderGegengewalt
Paul Oestreicher lO
Eine neue Welt ist möglich
Vortrag zur Eröffnung der Ökumenischen Friedenskonvokation
am 28. Mai 2012 in Kingston/Jamaika
Ullrich Hahn 13
Vorrangig oder ausschließlich?
10 Thesen zumGewaltverzicht
Dietrich Becker-Hinrichs 14
Ergreift die WaffenrüstungGottes
Waffenverzicht und aktive Gewaltfreiheit
als das Christen geboteneFriedenshandeln
Marie-Noelle von der Recke 18
Den Krieg abschaffen
Biblisch-theologische Grundlagen
m. Alternativen
Horst Scheffler 23
Kriegsvölkerrecht und dieEntwicklung
des Militärs zurWeltpolizei
Auf dem Weg zu einer Weltinnenpolitik
und einem We1tgewaltmonopol
Gegenüberstellung Polizei und Militär 24
Dietrich Becker-Hinrichs 25
Schutzverantwortung und "just policing"
Krieg ächten, Militärabschaffen,
internationale Polizei undJustiz etablieren
Theodor Ziegler 26
Ausstieg 2.0
Nach dem Atomausstiegauch der Ausstieg aus demMilitär?
Stefan Maaß 30
Warum und wie gewaltfreie Kampagnen funktionieren
Die erstaunlichen Erkenntnisse einerStudie
von Erica Chenoweth undMaria]. Stephan
Hans Häselbarth 33
Was wir zu Militäreinsätzen
im Zeichen einer Schutzpflicht sagen
"Was würde Jesusdazu sagen?"
ist die wichtigste Frage einer christlichenEthik
IV. Materialliste 35
Dietrich Bonhoeffer: Rede in Fanö 22
Titelseite: Die "Schwerter zu Pflugscharen"-Skulptur steht vor dem Gebäude
der Vereinten Nationen in New York. (Foto: © Stefan Philipp)
Impressum
Herausgeber
Arbeitsstelle Frieden im Evangelischen
Kinder- und Jugendwerk Baden der
Evangelischen Landeskirche in Baden
Iürgen Stude und Stefan Maaß
Blumenstraße 1-7
76133Karlsruhe;
Telefon:0721-9175-471
Telefax:0721-9175-25471
E-Mail:frieden.ekjb@ekiba.de.
Internet wwwfriederle.de
Erscheinungstermin
September 2012
Auflag~
1.000Exemplare
Druck
UWS-Druck, Stuttgart
Gestaltung SPS-Graphics,Meißenheim
Versuchen wir es dochengagiert und enthusiastisch auf unserem einmaligen blauen Planeten, vielleichteinem der wenigen im unendlichen Kosmos, auf dem sich geistiges Menschenlebenentwickeln konnte, dieses göttliche Experiment zu schützen und zu bewahren.
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[1] Aus:Albert Einstein, Siegmund Freud: „Warum Krieg?“, diogenes.ch, Zürich 1972
[2]Hervorhebung durch den Artikelschreiber
[3]Abgedruckt in publik-Forum Nr. 20 /2013
[4] Diefreilich bisher keine Zeitschrift bereit war abzudrucken
[5] AusWolfgang Sternstein, Mein Weg zwischen Gewalt und Gewaltfreiheit, Stuttgart2005
[6]Expertise von Ex-Atomaufseher Dieter Majer, in www. ausgestrahlt.de/Flugzeugabsturz,ausgestrahlt Rundbrief 22, S.8
[7] undgleichzeitig die AKW´s
[8] Kriegist allerdings das „Allerletzte“ wie der Volksmund sagt.
[9] Wenn mansich der Auflagen wirklich auch bewußt ist
[10] So in„Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ von der Arbeitsstelle Frieden derEvang. Landeskirche Baden.
Nun zu meinen Buchpublikationen :
* Mut und Zivilcourage inDeutschland
* Der Demokratische Aufbruch
* Patrí zodpovednost´ za stvorenstvo k vlastnému poslaniu cirkvi?
* Glaube und Naturwissenschaft
* Der letzte Abschnitt eines Weges der Hybris des Menschen
* Öde Landschaft Vernunft
* Schöpfungsverantwortung das Eigentliche der Kirche
Alle Buch-Publikationen im Überblick:
- Die Dienstleistungesellschaft (1998)
- Unbalancen und Wege (2000)
- Rückkehr zum optimalen Energieumsatz (2000)
- Frage nach Gott - daß er wahr wird (2007)
- Doppelaspekt des Geistes (2009
- Erfülltes Leben - Angebot und Ve4rwirklichung (2011)
- Kehrt um und ändert Euch von Herzen (Metanoeite) (1986/2007)
- Einischung I,II,III (2007)
- An-Spruch und Dialoque (1.2.3. Aufl.) (2008, 2011, 2013)
- Tschernobyl und Fukushima...waren vorhersehbar und wurden vorausgeahnt... (2011) s.u.
- als e-Book unter dem Titel "Der verscherzte Garten Eden" bei www.Netztbuchladen.de (2013) [wie komme ich an das e-Book?:
rufe "www.netzbuchladen.de" auf, tippe auf "Lesestube" und dann auf "Sachbücher", beim Durchscrollen findest Du z.Zt. an letzter Stelle den Buchtitel. Tippe an und Du bekommst direkt ohne bezahlten Download den Inhalt des Buches geliefert, sogar ausdruckbar!]
- Der Sinn menschlicher Exiatenz von Milan Machovec übersetzt von G, Loettel (2004)
- Heimat Indoeuropa von Milan Machovec übersetzt von G, Loettel (2002)
- und nun kann man die einzelnen Veröffentlichungen kompakt und mit Inhaltsverzeichnis beurteilen:
Publikationen
von
Gerhard Loettel
im
Verlag DIE BLAUE EULEenschaften
Annastraße74 · D-45130 Essen
Tel.0201 / 877 69 63 · Fax 0201 / 877 69 64
http://www.die-blaue-eule.de
Die Dienstleistungsgesellschaft
– Betrachtungen zur Rolle von Ausgegrenzten bei derEntwicklung einer neuen Kulturphase –
Die dritte human-ökonomische Revolution in der Geschichte der Menschheit.-
Essen 1998, 68 S., 10,-€ ISBN 3-89206-2
Die vorliegende Betrachtung analysiert die Rolle der Arbeitslosen unter der Bedingung der zur Zeit anstehenden Massen- und Langzeitarbeitslosigkeit. DieseArbeitslosen werden als Ausgegrenzte der Gesellschaft charakterisiert undverglichen mit Ausgegrenzten zu anderen Zeiten der geschichtlichenKulturentwicklung. Die These und Prognose der Betrachtung geht davon aus, dasses große kulturelle Umbrüche gibt, dass wir gegenwärtig an einem solchenUmbruchspunkt stehen und dass Ausgegrenzte bei diesen Umbrüchen eineentscheidende Rolle gespielt haben. Den Ausgegrenzten wird in dieserBetrachtung eine verantwortliche Rollezugemutet und sie sind Hoffnungsträger für eine kulturelle Umgestaltung. Die neue Kulturstufe wird als Dienstleistungs-gesellschaft bezeichnet und ihremöglichen Merkmale werden eingeschätzt. Die Betrachtung möchte eine positiveZukunftsvision geben, die Mut macht, mit kleinen Schritten den Anstoß für dieEröffnung einer neuen kulturellenGeschichtsepoche einzuleiten.
Aus dem Inhalt:
- Die neolithische und die industrielle Revolution.
- Die gegenwärtige Kulturformation ist krisenhaft und instabil (Ursachen undAuswirkungen).
- Die dritte human-ökonomischeRevolution und die Rolle der Ausgegrenzten.
- Eine Gesellschaft gegenseitiger Dienstleistung.
- Neue Fließgleichgewichte in einerhumaneren Kulturformation.
Unbalancen und Wege
-Parabeln und Metaphern zur Wahrnehmung der Zeit-
BlaueEule, Essen 2000, 100S., 12,-€ ISBN 3-89206-975-1
Indiesem Band sprechen Gleichnisse und Bilder von tief innerlich empfundenemFühlen und persönlich erlebter Stimmung aus einer Zeit, die nun zwanzig bisdreißig Jahre hinter dem Mauerfall zurückliegt. Dieses Empfinden kann dazubeitragen das Phänomen Mauerfall zu entschlüsseln. Der Mut, die Wut und dieteils unbeholfene Friedfertigkeit dieser Revolution nach Feierabend, haben indiesem Empfinden ihre Wurzeln. Aber auch für die Gestaltung einer gemeinsamendeutschen Zukunft ist es gut und wichtig, zu wissen, was Menschen in diesemTeil Deutschlands hinter dem Eisernen Vorhang gefühlt und gedacht haben und wasihnen widerfahren ist. Es wird dem besseren Verständnis unter Deutschen dienen,wenn sie voneinander erfahren, dass es auch gemeinsame belastende Konflikt- und Problemfelder gab, dieunabhängig waren von der jeweiligen Gesellschafts-struktur.
Wasdamals nicht gesagt wurde, soll hiermit nun Mut machen, neue Schritte zu gehen.
Aus dem Inhalt:
- "Gedanken und Träume, von damalsfür heute", vermittelt den Übergang von der Gegenwart zu der Zeit, in derdas Dokument entstand.
- "Unbalance zwischen uns",spricht von den gesellschaftlichen Bedrängnissen der DDR-Zeit.
- "Unbalance mit der Welt",bedenkt die Konflikte und Problemfelder der technischen Zivilisation.
- "Unbalance in uns", spürtder Beklemmung und dem Erschrecken in der eigenen Psyche nach.
- "Wege in der Welt", suchtaus der Kritik heraus, nach Ausrichtungen und Hoffnungszeichen für eine neueWeltgestaltung.
Rückkehr zum optimalen Energieumsatz
- Energieeffizienz und minimale Entropieproduktion als Überlebens-kriterium für die Menschheit-
Geleitwort von Hermann Scheer, MdB (Kleine Arbeiten zurPhilosophie / Bd. 45)
Verlag Die Blaue Eule, Essen 2000, 263S., 25,-€ ISBN 3- 89206-916-6:
Good book. Very useful, thanks for it!
The best book I've ever read.
DasBuch will zum Umdenken und Neuhandeln im Umgang mit dem Einsatz von Energieanregen. Politiker müssen eine entsprechende Umsteuerung menschlichenEnergieverhaltens sozial und wirtschaftlich durchsetzen. In besonderem Maßesind auch Wirtschaftswissenschaftler, Unternehmer und die Klasse derFinanzfachleute und Kapitalbesitzer zum Umdenken aufgerufen. Die Menschheitsteht an der Schwelle einer neuen ökonomisch-ökologischen Revolution zumSolarzeitalter. Einschwenken auf optimalen Energieumsatz ist ihr Überlebenskriterium.In dem Buch wird der Weg der Menschheit in die von Europa ausgehendeHochenergiekultur betrachtet. Dadurch hat sich der Mensch aus demEvolutionstrend und einem eingespielten Evolutionszusammenhang ausgesondert. Eineausführliche Betrachtung ist der Bedeutung der Entropieproduktion in biotischenSystemen gewidmet. Dazu werden thermodynamische Untersuchungen wiedergegebenund aus dem biologischen Bereich wird der Energieumsatz von Lebewesen währendihrer Entwicklung und als Teilnehmer von Ökosymbiosen geschildert. DieTragfähigkeit der Erde für die Spezies Mensch wird als energetisches,ökologisches und machtpolitisches Problem behandelt. Flankiert werden dieDarstellungen durch philosophische und theologische Betrachtungen, die auf die Möglichkeit alternativer Wege hinweisen.
Ausdem Inhalt:
- Fünf Thesen zummenschlichen Energieumsatz im Biosystem Erde.
- Der haptische Weg in die Hybris des Menschen: U.a. dieSpaltung des Atoms.
- Energieausnutzung vormenschlicher Biosysteme: U.a.energetisches "Gleichgewicht", Entwicklung, Wachstum, Kumulation.
- Evolution als energetischer Prozess der Optimierung: U.a.Reversibilität, Irreversibilität, Nah- und Ferngleichgewicht, phylogenetische und ontogenetische Befunde.
- Mensch und Energie heute: U.a. Urbanisierung,Tragfähigkeit der Erde, Machtprobleme, Ressourcen, Müll, Abwärme.
- Richtungsanalysen: U.a. die Zeitproblematik, Entropie,Zinswirtschaft und Wirtschaftswachstum.
- Der Mensch in der Umkehr: Optimale Lebensführung, alternativeWege.
Frage nach Gott – dass er wahr wird
VerlagDie Blaue Eule, Essen, Frühjahr 2007. 450 S. Preis 39,- €. [D], ISBN978-3-89924-182-2
DerAutor knüpft daran an, dass Menschen heute eine Sehnsucht nach Spiritualitäthaben. Sie suchen nach höheren Werten und Zielen, die sie nicht in ihrenökonomischen, geschichtlichen, wissenschaftlichen und technischen Vorstellungenverankert finden.
Gottist dem Menschen zunehmend suspekt geworden. Seit die Welt, durch dieWissenschaft entzaubert und durch machtbegeisterte Technokraten zurfeindlichen, lieblosen und gefährlichen Fremde verfälscht wurde, erscheint sieihm nicht mehr als Gottes sehr guteSchöpfung. Die von den Kirchen gelehrten Gottesvorstellungen erscheinen zuerstarrt, zu dogmatisch, zu besserwisserisch und zu unlogisch gegenüber demErkenntnisstand unserer Zeit. Wie können suchende Menschen Gott wieder finden? Das Buch will vermitteln, dass sich dasGottesbild in einem geschichtlichen Wandel befand und befindet. Wie es sichzeigt, entzündet sich die Frage nach Gott am häufigsten an der Frage nach Gott dem Schöpfer. Hier müssen heute dernaturwissenschaftliche Befund und die religiöse Erfahrung miteinanderkorrelieren. Der erzählende Dialog wird zum Gestaltungsmittel in diesem Buch.Durch das Einbinden von metaphorischen Kurzerzählungen und Träumen wird derpoetisch-metaphorischen Natur der religiösen Sprache und Erfahrung Rechnunggetragen.
Aus dem Inhalt:
1. Der Gottestraum
2. Sehnsüchte und Träume
3. Lasst uns ein Bild machen
4. Die ganze Welt
- Elohim und Jahwaeh
- Echn-Aton
- Der Gott des Hiob
5. Werten und Fühlen in der Geschichte
- Die vorgefasste Meinung
- Unser absurdes Leben
6. Die unverständliche Bibel
- Ich möchte die Bibel verstehen
- Der tausendjährige Gesang
- Der brennende Dornbusch
7. Der Mann aus Nazareth
Das Gespenst vomanderen Ufer
- Wir haben ihn totgeschlagen
- Mitten unter die Wölfe
8. Der Brückenschlag
- Die Welt für uns
- Im taumelnden Rausch des Himmels
- Ihr werdet sein wie Gott
9. Christen fragen nach Gott in seiner Not
- Der verstümmelte Fisch
- Die Kreatur schreit
- Eine zutiefst erstaunliche Welt
10. Chaos, Kosmos oder Schöpfung
- Gott ist Geist
- Es werde Licht um uns
- Gott ist kein Theaterdirektor
- Computer oder Pinocchio
11. Das Göttliche an der Schöpfung
- Im wesentlichen schuf Gott
Himmel und Erde
- Die Schöpfung aus dem Nichts
- Kann Gott Leid wollen
- Lieben wir Gottes Schöpfung
- Bestimmung oder Kommunikation
12. Schöpfungsgeschichte und Verant-
wortung
- Die Karte ist nicht das Territorium
- Bruch oder Kontinuität
- Die Hoffnung der Elenden wird nicht
ewig verloren sein
Rezensionen zu „Frage nachGott- dass er wahr wird“
Revision des Glaubens
(Buchbesprechung zu "Frage nach Gott - dass er wahr wird" in"Zeitzeichen" 1/2008S. 65):
Wer eine Revision der gesamtenTheologie und des Glaubens im Stil scharfsinnig geführter platonischer Dialogenicht scheut, findet hier eine anregende und gut zu lesende Lektüre: einAnsatz, der die Bibel auch im Lichte moderner naturwissenschaftlicher Erkenntnisseliest und interpretiert.
Die Suche nach dem Sinn des Lebens
(Buchbesprechungzu "Frage nach Gott - dass er wahr wird" in der MagdeburgerVolksstimme):
Der Traum voneiner besseren Welt ist der positive Ansatz des Autors und er träumt sie indie Erfahrung hinein, die er von Gott hat. Damit beginnt das Buch. Der promovierteChemiker, Ingenieur und evangelische Pfarrer Gerhard Loettel (Jahrgang 1934)ist davon überzeugt, dass für die Gestaltung einer zukunftswürdigen sozialenund ökologisch-ökonomischen Lebenswelt neben der rationalen Vernunft, der technischenBefähigung und dem Organisationsvermögen die Gabe und die Begabung zur Weisheitgehören. ... Deshalb müsse der Schatz der religiösen Weisheit ein unaufgebbarerBestandteil heutiger und künftiger Welt Gestaltung sein, meint Loettel. DerMagdeburger knüpft daran an, dass Menschen nach höheren Werten und Zielensuchen, die sie nicht in ihren ökonomischen, geschichtlichen,wissenschaftlichen und technischen Vorstellungen verankert finden. Dererzählende Dialog wird zum Gestaltungsmittel in diesem Buch. Der Dialog istnicht nur äußere Darstellungsweise, sondern wird auch vermittelt als einnotwendiges humanes Reifungsmedium. Der Band erzählt und vermeidet alle dogmatischen Behauptungen, schreibtLoettel. (gs)
Intensiv-Theologie im Dialog
(Rezensiondes ehem. Theologischen Leiters (Peter Rosien)der Zeitschrift "Publik- Forum"in PF) zu "Frage nach Gott, dass er wahr wird"
Theologie vom Feinsten wird hier geboten:Naturwissenschaftlich und erkenntnis-theoretisch hinterfragt, bibelkritisch wiedogmenkritisch. Der Autor ist schließlich in zwei Denksphären zuhause: Alsfertiger Ingenieur und Forschungsleiter begann er noch einmal neu, studierteTheologie und wurde evangelischer Pfarrer. Heute ist er im Ruhestand – undschreibt mal eben 450 Seiten über »Gott, dass er wahr wird«. Und tatsächlich:Das Geheimnis Gottes wird hier in immer neuem Um-kreisen zum Leuchten gebracht,es wird »wahr« genommen. Allerdings ist dieses Umkreisen für den Leser mitharter Arbeit und viel Mühe verbunden. Was äußerlich als leichtfüßiger Dialogzwischen einer Handvoll Personen daherkommt, durchgängig über 450 Seiten,erweist sich schon nach wenigen Seiten als hochkondensierte Lektüre. Wer diesen Preis zahlen mag, hat am Ende hohen Gewinn. Peter Rosien
Es bleibt dabei, wer fragt, hat mehr vom Glauben
(Buchbesprechung: in DIE KIRCHE Evangelische Kirchenzeitung in Mitteldeutschland Nr. 49, vom9.12.2007) zu „Frage nach Gott – dasser wahr wird“.
»Wonach wir nicht fragen, das ist für uns schlicht nichtexistent«, entgegnet in einem Dialogüber Sehnsüchte und Träume Gerhard Loettels Kunstfigur »Gotthelf« seinerebenso künstlichen Gesprächspartnerin »Sophia«. Sie sind der Meinung, dass diewissenschaftlichen Epochen der Menschheit für Gott gar keinen Platz in der Welt mehr gelassen haben, undaußerdem es auch ein ganz gutes Auskommen ohne Gott gäbe.
Gegen diesen Irrtum gilt es anzufragen, und so wirdGerhard Loettel nicht müde, immer wieder Fragen zu stellen. Beziehungsweise erlässt sie von seinen gott- undlebenssuchenden Kunstpersonen stellen. Mitunter gehen die Positionen desFragens, des Antwortens, des Erzählens und Zitieren – etwa biblischer Texte, lyrischer oderanderer Prosatexte – ineinander über. Immer wieder kommen Loettels Dialoge zurGrunderkenntnis, die auch Antrieb für alle neuen Fragerunden gibt, dass Glaubenund Denken in untrennbarem Verhältnis stehen müssen. Dass der Glaube nichts mitscheinbar allwissendem Stillstand zu tun hat, dass so, wie jeder Mensch seineFragen hat, es auch in den Dingen des Glaubens auf der Grundlage biblischerZeugnisse für jeden Menschen individuelle Antwortversuche gehen muss.
»Gotthelf«, der Frager, Antwortgeber und Spielmeister,zugleich Alter Ego des Autors, dieses Glaubenserkundungsbuches, begleitet unsüber 450 Seiten lang durch zwölf unterschiedlich lange und in sich nochmalsgegliederte Kapitel. Vor dem Umfang des Buches sollte niemand zurückschrecken.Die einzelnen Kapitel lassen sich gut fürsich lesen, zumal sie jeweils Themen zugeordnet sind, die sich immerwiederkehrenden Fragekomplexen in der Auseinandersetzung mit dem persönlichenGlauben und dessen Urkunden in der Bibel widmen. So kreisen die Diskurse umGott, Mensch, Glauben und die Schöpfung, die Geschichte oder das sozialeMiteinander. Es geht um Werte und Fühlen in der Geschichte, aber Kapitel tragenauch so populäre Überschriften wie:»Die unverständliche Bibel«, »Der Mann aus Nazareth« oder »Christen fragen nachGott in seiner Not«. Loettels Fragebuch stellt die Existenz des Glaubenden indie Spannung zwischen Überlieferung und aktueller Wahrnehmung.
Die Lesenden dürfen in den Dialog mit Mose und Hiobtreten oder mit dem eher wissenschaftlich argumentierenden »Günther«. Hinter»Milan« verbirgt sich der tschechische Theologe Milan Machovec und hinter demDiskutanten »Paul« unzweifelhaft Paul Tilllich, jener bedeutende Theologe desletzten Jahrhunderts.
Eigentlich kommt in diesem Buch nichts vor, zu dem mannicht schon immer mal eine Frage stellen wollte, aber von einem schlichtenFrage- und Antwortbuch im Sinne üblicher Ratgeberliteratur ist es weitentfernt. Den Autor zeichnet eine fundierte naturwissenschaftliche undtheologische Bildung aus, dass er lehrend tätig ist und zu Exkursen neigt,ebenfalls. Die sprachlichen Fähigkeiten hingegen geraten immer wieder anGrenzen. Da wirken Passagen schon mal gedrechselt oder fallen in denbelehrenden Ton des Verkündigungsspiels der 50er und 60er Jahre. Da wäre um desguten Inhalts willen ein strengeres Lektorat vonnöten gewesen.
Ein grundsätzlicher Einwand ist dies jedoch nicht. Esbleibt dabei, wer fragt, hat mehr vom Glauben. Boris MichaelGruhl
Gott ist nicht, aber er gilt
(Rezension im Deutschen Pfarrerblatt Hft. 2/2010 S. 104)
Zu „Fragenach Gott dass er wahr wird“.
Mitder Frage nach Gott bewegt sich der promovierte Chemiker und Theologe G.Loettel im Bereich gegenwärtig wieder neu aufgebrochener Fragestellungen umGlaube und Naturwissenschaft, intelligent design und Evolution. Der Titel desBuches ist als Imperativ zu verstehen: Gott ist frag-würdig (247 f)! FürNaturwissenschaft und Glaube gilt gleichermaßen: „Nur was wir... schauenderfragen, suchen und wahrnehmen wollen, können wir auch erkennen und erfahren“(36). Insofern wird unsere so gewonnene Erkenntnis immer „perspektivisch“ sein(145). Zugleich wird der Unterschied zwischen religiösem undnaturwissenschaftlichem Fragen markiert: Naturwissenschaft seziert ein Objekt,Religion stellt im Akt des Fragens eine persönliche Beziehung her, die Naturals Schöpfung sehen (102) und ethische Forderung als Ruf Gottes hören lehrt(377; 389). So wird Gott – um das Ergebnis vorwegzunehmen – im Ruf (Gen1; Joh1) wahr, im Hören wahrgenommen, und in der Übernahme von Verantwortung fürGerechtigkeit, Frieden und Schöpfung liegt die Antwort.
Dasist freilich auch nur einePerspektive Gottes neben anderen, die in den 12 Kapiteln des Buches zur Sprachekommen. Vieles führt darauf hin (z.B. von E. Radl u. K. Nandrásky übernommen:„Gott ist nicht, aber er gilt“ (234)), anderes steht unverbunden daneben (z.B.Gott als die „Summe der tiefsten... menschlichen Erfahrungen und Sehnsüchte“(46 f)).
DerVerfasser (alias „Gotthelf“) zieht den Leser (alias „Sophia“) durch diedialogische Struktur seines Buches in ein Gespräch hinein, in dem er seine„Theologie der Evolution“ (348) entwickelt. Weitere Gesprächsteilnehmergesellen sich hinzu, z.B. Jürgen Moltmann (alias „Jörg“) und Arthur Peacocke(alias „Henry“). So gerät der Leser hinein in die Weite eines Gesprächs, dassich durch viele Exkurse, Nebengleise und poetische Versuche dem stringentenGedankenfortschritt sperrt, allerdings fragend-entwickelnd einzudringen suchtin die Tiefe des Seins und des Sinns. Dem eiligen Leser sei das 11. Kapitelempfohlen, das die wesentlichen Züge einer vom Verfasser anvisierten Theologieder Evolution zusammenfasst:
Wennauch bei Gott wegen der Koinzidenz vonAnfang und Ende (387) schon alles perfekt ist, ist im Blick auf dievorfindliche Schöpfung von einer creatio continua auszugehen (336). Dasimpliziert einen dynamischen Gottesbegriff (152 f), wonach Gott stets „kommt“(249) und Offenbarung sich stets vollzieht in einem Prozess auf Zukunft hin(343)[1].Creatio continua und Evolution fallen dann zusammen, wenn das Evolutive (unddamit auch das Zufällige, Sinnlose, Leidvolle) durch Gottes Ruf zur Schöpfung(„mit Gefälle zum Guten“ (115)) wird. Durch Gottes Ruf hat der Mensch ein„Mitschöpfungsmandat“ (316; 336). – In dieser kontinuierlichen, auf Zukunftoffenen Schöpfung bilden einfache Strukturen die Fähigkeit aus, sich zu immerkomplexeren Systemen zusammenzuschließen, von anorganischer Materie überlebende Organismen bis hin zum Menschen. Aber hier endet die Evolution nicht:Es gibt eine Evolution des Geistes und damit des Verhaltens in sozialer und ökologischer,kurz: in humaner Hinsicht. Im Ruf Gottes liegt beschlossen, dass sie Sein undSollen zugleich ist. – Was nach einer Kausalkette von unten nach oben aussieht,ist in Wahrheit eine Kausalkette von oben nach unten; denn alle Entwicklunggeschieht durch Gottes Ruf, und in allem ist Geist, der dem Ruf durch Werdenentspricht.
DasBuch ist der Versuch, im fragend-entwickelnden Verfahren uralteGlaubenserfahrungen und Sehnsüchte in ein technisch-naturwissenschaftlichesWeltbild zu transformieren und es zugleich zu überbieten. Wer sich daraufeinlässt, für den ist es eine lebensnahe Christenlehre für Erwachsene mitunheimlich vielen Denkimpulsen. Der Leser kann, je nach aktuellem Interesse,bei jedem der 12 Themenfelder einsteigen und sich dia-logisch mitnehmen lassen.Jedes Kapitel oder Unterkapitel bietet genügend Stoff für eineGlaubenskurs-Einheit. Das Buch ist ein Wegweiser für Gottsucher sowohl ausGeistes- als auch aus Naturwissenschaft.
Doz. Pfr. Günter Scholz,Hamburg
Ein lesenswertes und umfassendesWerk - das Verhältnis von Glauben und Denken,Evolution und Schöpfungstheologie
(Buchbesprechung von J.Großhennig aus Wege zum Menschen, 62. Jg., Heft 2010/62,5PDF;S.525–532, ISSN 0043-2040, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG,Göttingen)
Zu „Frage nach Gott – dass er wahr wird.“
Der Verfasser ermutigt, nach Gott zu suchen, mit leichten Fragen und Betrachtungen zu beginnen, um den Leser dann in Gesprächezu Themen dieser Zeit einzubeziehen. Gotthelf (Verfasser) und Sophia(Leser)sind im ständigen Gespräch, auch mit Fachleuten, so dass ein lesenswertes undumfassendes Werk entstanden ist. Themen: das Verhältnis von glauben und denken,Evolution und Schöpfungstheologie, über den Sinn des Lebens und dieVerantwortung für das menschliche Zusammenleben, über Leid und Zerstörung derNatur und Visionen werden deutlich. Loettel ist Theologe undNaturwissenschaftler und vor allem selber Fragender, der um Antworten ringt, sodass bei allen wissenschaftlichen Erörterungen ein Buch mit einem persönlichenStandpunkt vorliegt. Er weiß, der Mensch heute sucht nach dem Sinn und bekommtweder von Natur-wissenschaftlern noch von Philosophen Antwort. „Erst wenn wirnicht mehr nur eng nach den materiell-gesetzlichen Naturzusammenhängen fragen,sondern wenn wir nach unserem Leben, … unseren gesellschaftlichen undpersonalen Beziehungen fragen, dann taucht die Frage nach einem Gott auf.“(37)Gott ist da und er wirkt. Das ist eine andere Aussage als: Gott ist tot oderGott existiert nicht. Wie kann man sich diesem Gott nähern? Der Mensch kannsich ihm nähern wie Jesus. Der hat nicht über Gott an sich gesprochen, sondernüber seine Beziehung zu Gott und Gottes Beziehung zu den Menschen. Nähernkönnen wir uns diesem Gott im Gebet. Wir wissen wie bei der Liebe nicht, waspassiert, wenn wir beten. „… ich weiß nur, dass das Gebet eine heilende undeine rettende und eine tragende Wirkung hat.“ (262) Und immer wieder klingtermunternd und zugleich mahnend das Fragen an, denn nur die Fragen, die wirstellen, bringen uns zu Antworten, und demzufolge müssen wir mit Gott rechtenund dürfen nicht verstummen. Der wird dem Fragenden nicht als Macher oderObjekt gegenüber gestellt, sondern als Anreger. In einer interessantenAuslegung sieht Loettel in den Schöpfungserzählungen eine Zusage Gottes, unsvor den Kräften der Finsternis und des Chaos zu schützen. Tohu-wa-bohu stehtfür Wüste und Leere, für Lebensbeeinträchtigung, Angst und Hoffnungslosigkeit.Gott schafft das Licht und Leben wird sichtbar. Die Schöpfung versteht derVerfasser als einen dynamischen Prozess bis hin zu einer Gesellschaft im Vereinmit Gott. Zu allen pessimistischen und auch wichtigen Analysen derzeitigerSituation ist das ein hoffnungsvoller Ansatz. Gottes Schöpfung istzukunfts-orientiert. Sie wird am Anfang nicht fertiggestellt, sondern Gott wirdsie weiter schaffen. Die Jünger nehmen den Ruf auf. „In Christus sein ist dann,ganz von dem umfangen und überzeugt sein, was Jesus der Christus uns gelehrtund vorgelebt hat, ganz in der Hoffnung stecken, dass unser Leben gut wird undgut bleibt – das nennen wir ja auch Auferstehungs-hoffnung.“ (375) Kann derEinzelne dafür etwas bewirken? „Noah“ allein als die kleinste denkbare Einheit… wagt eine von allen als … sinnlos erachtete Aktivität. Er setzt gegen denStrom der allgemeinen Meinung, gegen den Trend des Althergebrachten und gegenjedwede einsichtige Nützlichkeit ein Holzboot auf den Acker, obwohl weit undbreit von keinem Fluss oder Meer die Rede ist.“ (322) Eine Ermutigung! Und Gottselber? wenn Gott aus Liebe dem Anderen neben sich Freiheit zuspricht, dann ister genötigt, das Wechselspiel von Zufall und Gesetz zuzulassen. Zufall undGesetz ist dann die notwendige Bedingung für das Vor-kommen bestimmter guterMöglichkeiten, aber auch der natürlichen bösen Folgen.“ (371) Der Mensch istfür Gott ein Risiko! Und dazu fragt Loettel: wollen die Zeitgenossen überhauptden Weg zu einem neuen Menschen finden? Wir bauen und schnitzen an neuenGötzen, die mit Macht und Konsum zu tun haben. Gott wirkt in und durch und mitder Welt, indem er die Geschöpfe anruft, und die können auf ihn hören und sichzur Mitschöpfung bereit halten. „… Selbstabschließung … wäre dann das Umgekehrte, nämlich dasGanz-und-gar-nicht hören auf den Anruf Gottes.“ (398) Durch Jesus sind wirnicht mehr den Mächten der Natur, des Herrschens und Beherrschtwerdensunterworfen, sondern eingeladen zum Reich Gottes, das jetzt und hier und heutevon jedem in Angriff genommen werden kann. Im Abschlusskapitel geht es umSchöpfung und Verantwortung. Hier wird betont, dass die Probleme dieser Weltnicht nur aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse allein und auf demHintergrund evolutiver Entwicklung gelöst werden können. Gefragt wird nach derkünftigen Lebenswelt und der guten Schöpfung.“ Erfahrung von Schöpfung beginntheute mit der Erfahrung von menschlicher Bosheit, von erdumgreifender Gefährdung dieser Schöpfung und von dem Angebot Gottes zur Rettung sowie derForderung zur Mitrettung der Mitgeschöpfe. Wenn wir akzeptieren, MitschöpferGottes zu sein, dann müssen wir die Rettung der Mitgeschöpfe auch dann wagen,wenn wir die neue Erfahrung machen, dass keine Taube uns das Sinken der Wasserverkündet. Also, Mitrettung auch dann, wenn uns die Umwelt feindlich odergleichgültig gegenüber tritt. Uns bleibt nur, mit dem Gottvertrauen Hiobs zuleben und zu wirken.“ (411) Zusammenfassend wird die Reichhaltigkeit diesesBuches deutlich, die lohnt, immer wieder nachzulesen und in einem der 12Kapitel nachzuschlagen. Zuweilen würde eine Raffung das Lesen erleichtern undeine Abwechslung der Form – nicht nur Dialog – ebenso.
Pfr. i. R. J. Großhennig, Röntgenstraße 6; 38855 Wernigerode;
E-Mail:juergen@grosshennig.net,
Publikationen
von
Gerhard Loettel
im
Peter Lang Verlag
(Internationaler Verlag der Wissenschaften)
Frankfurt am Main-Bern-Brüssel-New York-Oxfort-Wien)
Der Doppelaspekt des Geistes
- neue physikalisch-philosophische Zeitvorstellung für Offenheit der Zukunft, Verantwortung und Verheißung –
Eine theologisch-philosophischeTextsammlung
br. € (D) 42,80 imInternationalenWissenschaftsverlag Peter Lang 2009, Frankfurt/M., ISBN978-3-631-59434-6
Themenstellung
In dieser Textsammlung geht es im Teil I um die philosophisch-theologische Aufarbeitung neuerer Zeitvorstellungen in der Philosophie durch G. Picht und der Physik durch C. F. von Weizsäcker, undhierbei um wahrnehmbare Möglichkeiten in der offenen Zukunft. Außer demrationalen Verstand bestimmen menschliche Erfahrung aus uns entgegenkommendenanderweitigen Bereichen unser gegenwärtiges Handeln. Der Teil II mahnt unterVerwendung des physikalischen Rasters der Komplementarität denVerantwortungshorizont religiöser Aussagen an. In Teil III zeigt dieWirkgeschichte von Jesus auf das gelungene Unternehmen, verbesserlicheGestaltungen menschlichen Miteinanders zu reali-sieren. Der Teil IV behandeltdie "Verantwortung für die Erhaltung der Freiheit", als Bedingungunserer humanen Zukunftsgestaltung. Im Teil V geht es um philosophisch-theologischeBetrachtungen über Widerspruch und Konflikt auch im politischen Handeln. Der VI. Teil verweist auf die ethische Verantwortung der Religionen für unsereZukunftsgestaltung und den Zusammenhang von Ruf Gottes und Verantwortung. DieVerantwortung der Zukunft angesichts einer großen gegenwärtigen Skepsis wird imTeil VII behandelt.
Aus dem Inhalt:
Die theologische Bedeutung des Zeitbegriffsbei Georg Picht und Carl Friedrich von Weizsäcker
Die Rivalität derReligionen und die Physik . Die Wirkgeschichte des Jesus von Nazareth
Verantwortungfür die Erhaltung der Freiheit. Die Zeit als evolutives Element. Die ethischeVerantwortung der Religionen und die Geltung Gottes in einer globalisiertenWelt. Die Verantwortung der Zukunft und eine große moderne Skepsis.
Rezensionen
Freiburger Zeitschriftfür Philosophie und Theologie
Av. Europe 20 -1700 Freiburg - www.swissuniversity. 57. Band (2010) Heft 1:
REZENSIONEN – BESPRECHUNGEN– COMPTES RENDUS (Rezension von Dr. G.Liedke) zu
LOETTEL[1],Gerhard: Der Doppelaspekt des Geistes. – Neuephysikalisch-philosophische Zeitvorstellung für Offenheit der Zukunft,Verantwortung und Verheißung. – Einetheologisch-philosophische Textsammlung.
DieDescartessche Spaltung der Welt hat uns eine „geistlose Natur“ einerseits undeinen „naturlosen Geist“ andererseits beschert. Loettel – Naturwissenschaftlerund Theologe – zeigt, dass diese Trennung die tiefere Ursache vieler Katastrophender modernen Welt ist. Er entwickelt aus den Zeitanalysen von Georg Picht undCarl Friedrich von Weizsäcker heraus die Erkenntnis, dass die „Objekte“ dermodernen Wissenschaft nichts anderes sind als die objektivierte Form desGeistes, dem die nichtobjektivierbare Form des Geistes als Verheißung, Vision,Offenbarung und Adventus Gottes korrespondiert. Nur in der Erfahrung des„ganzen Geistes“ in seinem Doppelaspekt ist die Wahrnehmung von Verantwortungmöglich.
Ausgangspunktvon Loettels Überlegungen ist die Durchbrechung der Monopolstellung derlinearen Zeit durch die theoretische Physik am Anfang des 20. Jahrhunderts. DieEinheit der Zeit ist nicht in der stehenden Gegenwart (oder auch Ewigkeit) zusuchen, sie kommt aus der vieldimensionalen modalen Zeit, in der sich im Gefügeund Gewebe der drei Zeitmodi Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die Einheitder Zeit erfahren lässt. Besonderen Akzent trägt dabei die Offenheit derZukunft, weil nur sie Möglichkeiten für die Gegenwart aus sich entlässt und damitzur „Verantwortung des Geistes“ (Picht) befähigt.
Loettel vergisst aber bei aller Betonung des nichtobjektivierbaren Geist-Aspektesnicht, dass das Gefüge der Zeit auch immer an Vergangenheit, Faktizität undNotwenigkeit gebunden bleiben muss; nicht idealistisches Absehen von denwissenschaftlich-technischen Gegebenheiten rettet uns in der Krise, sondern nurdas Zusammendenken der beiden Aspekte des Geistes.
Loettel stellt uns in seiner Textsammlung vor, wie sichdiese Gedanken bei ihm seit den siebziger Jahren entfaltet haben. Gerade derEinblick in seine Werkstatt macht das Buch interessant, weil so ganz deutlichwird, dass die Beantwortung jeder Frage sofort neue Fragestellungen entstehenlässt und damit neue Horizonte öffnet. Dabei ergeben sich Einsichten in dieverschiedensten Zusammenhänge. Beispiele: Die drei abrahamischen Weltreligionenkönnen sich einander zuordnen im Sinne der von Niels Bohr entwickeltenquantenphysikalischen Komplementarität. So können sie zu einem Bündnis kommen,das sich der überlebensnotwendigen Verantwortung in der sich globalisierendenWelt stellt. (122f.)
Mit der Kernenergie versuchen wir, den Teufel mitBeelzebub auszutreiben: Energiebereitstellung und Energieverbrauch sind diezentralen Formen der objektivierenden Bemächtigung der Welt. Mehr Energie
bedeutet mehr Macht, mehr Machtmissbrauch, mehrZerstörung der kulturellen und natürlichen Lebenssysteme. (65ff.). An andererStelle wird die Wirkungsgeschichte der Auferstehung Jesu Christi mit Hilfe desZeitmodischemas in die Erfahrung der Geschichte eingezeichnet (143ff.).
Insgesamt: Loettels Hin- und Hergehen zwischen den zweiAspekten des Geistes erweist sich als stimulierend für das Gespräch zwischenNaturwissenschaften einerseits und Philosophie und Theologie andererseits.
GERHARD LIEDKE [ Heidelberg, geb. 1937, Pfarrer i.R.,Dr. theol., früher Gemeindepfarrer in Heidelberg, Umweltbeauftragter derLandeskirche, Mitarbeiter der FEST (Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft),zuletzt Leiter des badischen Predigerseminars Petersstift.]
Erfülltes Leben
– An Gebot und Verwirklichung
– Vom rechten Verständnis des alten Gebots „Erfüllt die Erde!“ –
Verantwortung von Kirche undGesellschaft für die Schöpfung
Themenstellung:
Eswird Aufmerksamkeit dafür geweckt, dass der Mensch durchgängig hier undheute eine Weltverantwortung trägt. Ziel ist die weitergehende radikal humanisierende undsozial-nachhaltige Veränderung von Kultur und Zivilisation im Zeitalter derglobalen Annäherung von Völkern und Ländern. Dieses Anliegen wird abgeleitetvon dem Angebot göttlicher Verheißung in der Botschaft des Jesus von Nazareth.Zufolge dieses Erfüllungsauftrages geht es um Entwicklung zu größererMenschlichkeit, um demütige Weisheitssuche, um gedeihliches humanes kulturellesZusammenleben von Menschen und Völkern in einer nachhaltig bewahrtenaußermenschlichen Mitwelt. Diese garantiert das Weiterbestehen der Menschheit.Aus philosophischer Sicht werden die egozentrischen Verfehlungen undnekrophilen Irrwege der abendländischen Zivilisation beleuchtet. Beispiele fürneue biophile kulturelle Wege, verbunden mit Hoffnung auf Zukunft und Öffnungzu Dialogpartnern werden angeführt.
Rezension
Glaube und Denken -Aspekte menschlichen Geistes
- Empfehlenswert für Leser,denen das Gespräch zwischen Naturwissenschaft, Theologie, Glaube und Philosophie wichtig ist –
(Rezension in der Kirchenzeitung „Glaube undHeimat“)
Mitte 1970 des abgelaufenen Jahrhunderts beschrieb der Theologe Ernst Lange »Weltgestaltung und Verkündigungsauftrag« grundsätzlich als zukünftigen Bildungsauftrag der Kirche. In dem jetzt veröffentlichten Buch »ErfülltesLeben –Angebot und Verwirklichung« betont der Autor Gerhard Loettel, dass »der Mensch durchgängig hier, und heuteeine Weltverantwortung trägt«. SowohlLange als auch Loettel, beiden geht es um die Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens in der Zukunft, um das Überleben des Humanen in einer globalen Welt.
Beschreibt Lange seine Analyse vordem Hintergrund der damaligen Bildungsdebatte, sicherlich eindrucksvoll und nachvollziehbar, aber dennoch recht pauschal, so stellt Loettel, promovierter Chemiker und evangelischer Pfarrer, kritischer, radikaler, pointierter und zielgerichtetersein Anliegenheraus. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse stehen im Zusammenhang mit der Kritik aus theologisch-philosophischen Einsichten. .
Naturwissenschaftlich geht es um »Genetik und Artenvielfalt«, um »Zellkernspaltung« und »Atomkernspaltung«, »Atommüll« und um die Folgen eines Supergaus in einem Atomkraftwerk, wie es sich in Fukushima ereignete. Gerade durch diese Aktualitätdes fürchterlichen Geschehens in Japan gewinntdas Buch zusätzliche Bedeutung.
Dagegen geht es für dieKirchen um den »Erhaltungs- und Erfüllungsauftrag« der Schöpfung aufdem Hintergrundder NachfolgeJesu. Die Spannung zwischen»Erkennen durchdasDenken« unddie Erfahrungen im und durch den Glauben im globalen Ausmaß, das ist es, was die Inhalte dieses Buches für die kulturelle Zukunftsgestaltung der Menschheit interessant und wertvoll macht.
Das Buch ist jedem Leser zu empfehlen, dem das kritische Gespräch zwischenNaturwissenschaft, Theologie, Glaube und Philosophie ein Bedürfnis ist,und dem die kulturelle Zukunft derMenschheit und unseres Planeten nicht egal ist. Darüberhinaus wäre es durchaus anregend, das Buch und seine Inhalte für Gespräche undentsprechende Gemeindeveranstaltungen heranzuziehen.
Ulrich Wickel,Chefredakteur des “Sonntag“ .
Publikationen
von
GerhardLoettel
im
Selbstverlag
Druck:
DocupointMagdburg
[Druckerei undVerlag]
Kehrt um und ändert Euch von Herzen
– Faksimiledruck 1986 ./. 2007 –
Privatdruck 101 Seiten, nurbeim Verfasser erhältlich 10,-€ –
─ Metanoeite – Kehrt um
Praktische Konsequenzen christlicherSchöpfungs-
Verantwortung ─
Das fotokopierte Reprint eines Schreibmaschinenmanuskripteswurde in den späten 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts als ein sogenanntesSamisdat-Material (weithin illegale Selbstherausgabe) im KirchenkreisesMagdeburg der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (DDR) verbreitet.Daher auch die Schutzbezeichnung – Nur für innerkirchlichen Gebrauch – . DemManuskript lagen acht Vorträge mit anschließender Diskussion zugrunde, und siespiegeln den Stand der damaligen Bemühungen der Verantwortung von Christen fürdie Schöpfung. Diese Bemühungen lagen im Rahmen des Konziliaren Prozesses für "Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung".
Diedort abgehandelte Thematik ist noch immer hochaktuell und brisant. Man kann sogar den damaligen Stand der Diskussion in der Gesellschaft und kirchlichenKreisen als viel verantwortungs-bewusster und engagierter bezeichnen, als dasheute 2007 der Fall ist. Das Material ist ein historisches Dokument für dasgeschichtliche Gedächtnis.
Einmischung I, II, III
– Texte, Reaktionen, Argumente, Eingaben, Briefe undVeröffentlichungen aus der DDR-Zeit vor und während der "Wende" von1980 - 1991 –
Privatdruck – in 2 Büchern309 und 313 Seiten, nur beim Verfasser erhältlich
Der 1. Band der "Einmischung" ist in besonderem Maße wichtig und informativ für die Bewertung der Kernenergie als einesungeeigneten Mittels für die Stillung des "Energiehungers" derIndustriestaaten. Und ganz besonders stellt er die Kernenergie alsMachtinstrument (Atombombe) zur Sicherung der zukunftswidrigen Energie-situationvon Industriestaaten und Entwicklungsländern in Frage.
Der 2. Band ist informativ für das Denken, Hoffen undAnalysieren der gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und ökologischenSituation in Deutschland vor, während und nach der Wende.
In dem 3. Band stelle ich ökologische, ökonomische und damitzusammenhängende ethische und theologische Betrachtungen an.
Die vorliegende Schrift ist eine Sammlung vonEinmischversuchen über einen Zeitraum von Jahrzehnten.
MeineKorrespondenz mit der Volksstimme über mehrere Jahrzehnte ist so etwas wie derrote Faden dieser Schrift. Um diese Korrespondenz ordnen sich achsenartigandere Schriften, Leserbriefe, Briefe, Offene Briefe, Abhandlungen und Vorträgean Personen des öffentlichen Wirkungsfeldes.
Mir wurde bei Zusammenstellung und Abschrift der Einzelbelege deutlich, dass diedort geäußerten Gedanken nicht lediglich geschichtlich vergangene und damithistorische Überlegungen, Analysen und Forderungen sind. Vielmehr ist das zuden einzelnen Fachthemen Gesagte auch noch heute äußerst aktuell und die darinangeschnittenen Probleme sind keinesfalls gelöst. So gesehen ist die Sammlungauch ein Kompendium von bedeutsamen Fachaufsätzen.
Buchbesprechung zu :
Gerhard Loettel: Einmischung. -Texte, Eingaben, Briefeaus DDR-Zeit und Wende 1980 – 1991-
ImSelbstverlag, Druck: Docupoint Magdeburg 2007 (3 Bände in zwei Büchern ca. 600 S.).Zu beziehen nur über den Autor
Inder Magdeburger Volksstimme rezensiert Von Prof. Gerhard Schildt
Im ersten Band, der mit einer Ausnahme nur Dokumente aus DDR-Zeit enthält, äußertsich Autor Gerhard Loettel vor allem als engagiertes Mitglied der ökologischenBewegung, ganz der Hauptströmung der Grünen in der Bundesrepublik entsprechend.Nur war seine Tätigkeit in der DDR wenn nicht illegal, so doch in höchstem Maßeunerwünscht, bestimmte doch die SED allein den Kurs der Politik.Friedenserziehung, Abrüstung, Schutz der Umwelt und immer wieder erneutWarnungen vor Kernkraftwerken, dies schon vor Tschernobyl: das sind die Themender Eingaben, Briefe und Forderungen, mit denen sich der Autor an diezuständigen Stellen und an die Medien in der DDR gewandt hat.
Auch als Pfarrer innerhalb der evangelischen Kirche hat Loettel in diesem Sinnen zu wirken versucht. Die DDR-Stellen antworteten nichtssagend oder mit leichtdrohendem Unterton, wenn sie überhaupt antworteten. Sie befanden sich ja ineinem Dilemma. Einerseits mussten sie die DDR-Bevölkerung über dieKernkraftwerke in der DDR und der Sowjetunion informieren, andererseits konntensolche Informationen, auch wenn sie noch so beruhigend formuliert waren,Nachfragen hervorrufen, die die SED auf keinen Fall beantworten konnte, wennsie eine Diskussion und damit eine Einwirkung der Bevölkerung auf die Politikverhindern wollte.
Beinaheselbstverständlich ist, dass Stasi-Mitarbeiter auf Loettel angesetzt wordensind. Auch das dokumentiert der Band. Die Umsicht und Sachkenntnis der Eingabenist bemerkenswert auch für den, der in Fragen der Energiepolitik anderer Meinung ist.
Derzweite Band ist noch interessanter. Es gibt einen kurzen, eindrucksvollenBriefwechsel mit Heinrich Böll und einen mit Christa Wolf. Die Briefschreiberkonnten vermuten, dass die Stasi mitlas. Sie waren deshalb vorsichtig. Trotzdemwird deutlich, was alternatives Denken, das in den offiziellen Äußerungen derDDR nicht laut werden durfte, sich deshalb nicht schriftlich niedergeschlagenhat und heute in Gefahr ist, vergessen zu werden.
Daswertvollste Dokument der Sammlung ist wohl die Analyse der Fluchtgründe, am 31.Oktober 1989, kurz vor der Maueröffnung verfasst und dem Pfarrer HeinrichAlbertz anlässlich eines Radio-Interviews zugeschickt. Dargelegt werden diepolitischen, juristischen, kulturellen, finanziell-wirtschaftlichen, ästhetischenund daraus folgenden psychologischen Aspekte einschließlich einer gewissenSprachlosigkeit der Ausreisenden. Die Analyse schließt eine Analyse der DDRein: tiefgründig und gleichzeitig anschaulich. Jeder, der heute oder in Zukunftüber die DDR nachdenkt, sollte dieses Dokument vor Augen haben.
Diefolgenden Stücke sind Zeugnisse der DDR-Revolution im engeren Sinne. Zunächstgibt es einen Bericht vom 7. November 1989 über Ereignisse in Magdeburg, dannaufschlussreiche Dokumente aus der unmittelbaren Wendezeit, war Gerhard Loetteldoch einer der Träger der Bürgerbewegung. Er hat sich für den „DemokratischenAufbruch – sozial, ökologisch“ engagiert, an der Willenswirkung der Parteimitgewirkt und Kämpfe gegen die ihre Stellung verteidigenden Kräfte der SED undder Stasi geführt.
Loettel hat den „Demokratischen Aufbruch“ verlassen, weil er mit den Funktionären deralten Blockparteien nicht in einem Wahlbündnis zusammen wirken wollte. Das hatihn für Verfehlungen im Wiedervereinigungsprozess besonders aufmerksam gemacht.Mit scharfer Kritik hat er den eingeschlagenen Weg verfolgt. Dies ist nichtuntypisch gewesen für viele Bürgerrechtler der ersten Stunde. Auch dies wird dokumentiert.
Banddrei schließlich enthält vor allem Äußerungen zur Entwicklung derNaturwissenschaften und den damit verbundenen ethischen Implikationen. ImVordergrund steht die Frage, ob man alles tun darf, was man tun kann. Auchdiese Texte stammen fast alle aus der DDR-Zeit und belegen, wie und was unter der Oberfläche derDDR gedacht wurde.
(Prof.Gerhard Schildt, Dozent für Neuere Geschichte an der Technischen UniversitätCarolo-Wilhelmina zu Braunschweig)
An Spruch und Dialogue
– Bildwerkeeiner Ausstellung –
Von Gerhard Loettel / Erich Trocker
13. UNIKA – Skulpturmesse in Gröden 2007
Über 30 Kunsthandwerker geben in St. Ulrichwieder drei Tage lang einen umfassenden Einblick in die Leistungsfähigkeitdieses wichtigen und faszinierenden Bereiches. Das Kunsthandwerk kann imGrödnertal auf eine lange Tradition zurückblicken. Es stellt heute einegelungene Symbiose aus handwerklicher Kunst, bewährtem Können und modernstenKenntnissen dar.
Aus dem Grußwort von Dr. Luis Durnwalder,
Landeshauptmann von Südtirol
Bezaubert von der Aussagedichte und derVielfalt der künstlerischen Darstellungen der Holzschnitzer auf derdiesjährigen UNIKA in St. Ulrich, hatte ich den Wunsch, dazu Worte zu finden.Die in der Formensprache der Skulpturen komprimiert zur Aussage kommenden Ideenund Gedanken, sind nur wortreich und weit ausholend auf eine Sprachebene zubringen. Das Bild spricht uns unmittelbar an und hat damit die ausdrucksvollereund eindringliche Wirkung auf den Adressaten. Hoffen wir darauf, dass sich unsdie Werke der bildenden Künstler erschließen, denn sie haben uns viel zu sagen,es sind nämlich aufrüttelnde Werke, die unmittelbar auf den gefährdeten Zustandunserer gesellschaftlichen und natürlichen Umwelt aufmerksam machen und dieFrage stellen, ob Warnungen gehört werden.
Gerhard Loettel, Magdeburg
Jeder sieht die Natur oder das Umfeld anders;was sich im Kopf abspielt zu kreieren, das ist meine Aufgabe... Ich möchtemeine Gedanken und meine Gefühle in den Skulpturen ersichtlich zeigen.
Erich Trocker, Kastelruth- Castelrotto, www.erich-art.it
An Spruch und Dialogue
- Bildwerkeeiner Ausstellung - 2.erweiterte Auflage
Von Gerhard Loettel und ErichTrocker
ErichTrocker, St.Ulrich/Ortisei
undGerhard Loettel, Magdeburg im Januar2008 und 2. Fassung 2011
Photographienvon Egon Dejori
2013 ist eine 3. Auflage mit neuen Betrachtungen zu neuen Werken von Erich Trocker erschienen.
Neue Begriffsbestimmung
─ Was meinen wir, wenn wir sagen... ─
Wir verwenden heute Begriffe, wie Wirtschaftswachstum, Globalisierung, Konkurrenz als wüssten wir, was heutedamit gemeint sein könnte. Unterschiedliche Personengruppen ausunterschiedlichen Sozialisierungen, kulturellen Lagern, religiösenBekenntnissen und sozialen Schichten messen solchen Begriffen unter-schiedlicheBedeutungen und Sinngehalte zu. Doch indem wir bestimmte Erscheinungen mitsolchen Begriffen unterschiedlichen Sinns belegen, verkennen, verschleiern undverfälschen wir deren heutige innere und weltpolitische Bedeutung. Die Folgeist, dass wir Probleme und Konfliktpotentiale falsch beurteilen, politischfalsch bewerten und falsch behandeln. Gerade auch Politiker sind sich der Tragweite dieser falschenBegriffsbestimmung häufig nicht bewusst. Und so lassen sie sich oft gutenGewissens auf politische Handlungen ein, die ihnen von den überholten Begriffensuggeriert werden. Die vorliegende Schrift macht den Versuch, solche Begriffezu analysieren und neu zu bewerten.
Aus dem Inhalt:
- Globalisierung
- Konkurrenzoder Kontrakurrenz
- Wachstum
- Kapitalismusund Sozialismus
- Ausbeutungund Verwertung
- TotalerMarkt, Liberalisierung, Finanzmarkt
- Weltwirtschaft
- Imperialismus
- Islamismus,Terrorismus
- Energiehunger
- Ökologieund Ökosymbiose
- Demokratisierung,Rechtsstaatlichkeit, Parlamentarismus und christliche Werte
- Modernisierungund/oder Innovation
Tschernobyl
undFukushima.....
warenvorhersehbar und wurden
vorausgeahnt...
...kein Mensch hörte auf die Warnungen,
...das darf nie wieder neu beginnen
(erscheint demnächst als e-Book bei "Netzbuchladen"
(www.Netzbuchladen.de) unter dem Titel "Der verscherzte Garten Eden.
[–Die hier vorgelegte Schrift ist ein Auszug aus meiner Veröffentlichung
„Einmischung I“
im Selbstverlag, gedruckt und gebunden bei docupoint Magdeburg –]
Briefzuschriftvon Sebastian Pflugbeil, Präsident derGesellschaft für Strahlenschutz e.V.:
Herzlichen Dank für Deine Buchzusendung. Ich habe mich sofort
festgelesen und etliche Stellen gefunden, an die ich mich noch gut
erinnern kann. Wir waren damals gar nicht so schlecht mit unseren
Einsch
tzungen und Ratschl
gen.
Ich bin gespannt, was jetzt passieren wird. Die Ethik-Kommission - naja,
die Reaktorsicherheitskommission? Aber wie jetzt zumindest geredet
wird, h
tte ich niemals erwartet. Es bleibt zu hoffen, dass nicht alles nur
ein Manver ist, die atomkritische Bevlkerung ins Leere laufen zu
lassen und dann wieder zur nuklearen Tagesordnung zurckzukehren.
Aber schwieriger ist es wirklich geworden.
hätte ichniemals erwartet. Es bleibt zu hoffen, dass nicht alles nur eDer Autor als Herausgeber und Übersetzer
Milan Machovec:
VerlagsanstaltTyrolia Innsbruck 2004, Aus dem Tschechischen von Gerhard Loettel
Herausgegebenvon Gerhard Loettel und Wilhelm Zauner
Miteinem Vorwort der Herausgeber. Tyrolia-Verlag Innsbruck, Wien 125 Seiten
ISBN3-7022-2575-7 € 12,90
Das "Dialog"-Kapitel dieses Büchleins ist das philosophische Vermächtnis dieses religionslosen Gottsuchers. Milan Machovec analysiert die Sinnsuche, die Frage nach der Gottheit in den geschichtlichenEpochen des Aufstieges der Menschheit und die aufkommende Sinnkrise im 20. Jh.- Ziel seines humanistischen Anliegens ist eine echte humane Existenz, einwahres Menschsein, in einer vereinten, ja "intimen Menschheit"."Der echte Dialog" – zu unterscheiden von der Diskussion mitGesprächsroutine– ist "die anspruchsvollste Anforderung an den Humanismus,das Ziel und zugleich das Instrument der Humanisierung." Machovec geleitetden Leser in die Tiefe seines Dialoganliegens, zum notwendig "intimenDialog", der allein nur zu einem "Prozess der Humanisierung"führe. Systematisch führt er in die Konditionen des echten Ich-Du-Dialoges ein.Dazu gehören, "Mut haben, sich zu öffnen, all sein Wissen dem anderen zurDisposition zu stellen – möge es um Freund oder Feind gehen! – und das ganzkonkret gezielte Interesse vor allem am Menschen, dem Partner meinesDialogs". Sollte die "Sache", das religiöse, politische oderphilosophische Anliegen nicht dem realen konkreten Menschen dienen, "sosinke ich schon mit dieser Überlegung unter das Niveau dieses anderen."Milan Machovec findet einen Weg zum "inneren Dialog" des"Ich" mit "meinem wahren oder besseren Ich", um zum innerenFrieden mit sich selbst zu kommen. Das "Leben aus der Sicht derEwigkeit" ist das "Höchste" für den Menschen, "als dembeachtlichsten und außerordentlichsten aller Ereignisse im Weltall". So
kann der Menschsagen: Ich bin ein "Kind der Zeit" und so "bin ich inEwigkeit", aber eben als "Mitschöpfer dieser Erdenwelt".
Milan Machovec: HeimatIndoeuropa
─ Das Leben unserer Vorfahren aufgrund
eines Vergleicheseinzelner Sprachen ─
Verlagsanstalt Wagner Linz 2002,Band 13 des Forum Stephan Wien. Aus demTschechischen von Gerhard Loettel
Mit einem Vorwort derHerausgeber Gerhard Loettel und Wilhelm Zauner
140 Seiten, ISBN 3- 9500891-9-5 € 10,39
Der Prager Philosoph Milan Machovec (1925-2003) nimmtden Leser auf eine Zeitreise durch die jahrtausendealte Geschichte derIndoeuropäer mit. Dieser Geschichtsweg beginnt in einer Urheimat derIndoeuropäer. Er führt weiter über die sich trennenden Wege solcherVolksstämme, die sich später zu Indern, Griechen, Römern, Slawen und Germanenund den heutigen europäischen Völkern entwickeln. Der Indoeuropäer habe zwardie mediterrane Urbevölkerung ausgerottet, doch die bemerkenswert hohe Kulturdieser Urvölker nicht nur aufgenommen, sondern stürmisch weiterentwickelt. Durchgewisse Fehlentwicklungen kam es zur Ausrottung ganzer Völker auch derIndoeuropäer untereinander. Mit Machovec nehmen wir den weitgefasstenethnischen Hintergrund wahr, auf dem die weltbeherrschende Stellung derZivilisation der heutigen Indo-Europäer mit ihren einzigartigen Erfolgen inPhilosophie, Religion, Wissenschaft und Technik
gedeihen konnte. Das Wissen darum, wer wir gewordensind, könnte zu Umkehr und einer humaneren und zukunftsfähigeren Menschheitführen – so hofft Machovec. Dazu fordert er einen globalen Dialog der zurZukunft einer überlebensfähigen Menschheit führt, ohne
- nukleare, militärische und kosmische,
- ökologische undökonomische,
- epidemische undnarkomanische Bedrohungen.
Hier ein unveröffentlichter Artikel :
Gerhard Loettel
Kapitalismus –Sozialismus, der eineiige Zwilling
Motto:"Sowohl der Marxismus als auch der Kapitalismus sind Denkmuster des19.Jahrhunderts. Als der Marxismus untergegangen ist, hätte man eigentlicherwartet, dass vierzehn Tage später auch der Kapitalismus verschwindet, weil erdie Welt in ganz derselben primitiven Weise versteht. Das ist nicht geschehenund die Kapitalisten glauben nun, weil sie übrig geblieben sind, sie hätten diewirklich richtige Sicht der Dinge. Dem ist aber ganz und gar nicht so." [1]
Es kommt eine Zeit
Es kommt eine Zeitda wird man den Sommer Gottes kommen sehen
Die Waffenhändlermachen bankrott
Die Autos füllen dieSchrotthalden
Und wir pflanzenjede einen Baum
Es kommt eine Zeit,
da haben alle genugzu tun
Und bauen Gärtenchemiefrei wieder auf
In den Arbeitsämternwirst Du
Ältere Leute summen und pfeifen hören
Es kommt eine Zeit
Da werden wir viel zu lachen haben
Und Gott wenig zu weinen
Die Engel spielen Klarinette
Und die Frösche quaken die halbe Nacht
Und weil wir nicht wissen
Wann sie beginnt
Helfen wir jetzt schon
Allen Engeln und Fröschen
Zum Lobe Gottes
DorotheSölle
Nach dem Etappensiegdes Kapitalismus über den real existierenden oder „diktatorischen Sozialismus“schien es so zu sein, daß der Kapitalismus, die nicht nur bessere, sondern auchbeständigere und zukunftserfüllendereGesellschafts- und Wirtschaftssystem zu sein schien. Sprach derAmerikaner Fukuyama doch bereits vom „Ende der Geschichte…“. Nun mehren sich die Ängste und Kritiken, dochschon lange nicht mehr nur von Oppositionellen am neoliberalen Wirtschaftssystem, sondern bereits auch selbst aus den Reihen der aktiven Teilnehmeram kapitalistischen System. Was gibt grade jetzt Anlaß, auch dieses System zuhinterfragen? Ist es ein reines Wirtschaftsmodell, oder einGesellschaftsmodell, das infrage gestellt wird? Und könnte die Kritik amKapitalismus eventuell den Sozialismus wieder aufwerten und ihn dann doch – inirgendeiner demokratischen Variante als Alternative anbieten?
Ich möchte versuchen zubegründen, warum der Sozialismus nicht nur keine Alternative ist, sondern sogarder ebenso untaugliche Zwillingsbruder für eine lebens- und zukunftsfähige,humane menschliche Gesellschaft im Zeitalter der immer schneller aufkommendenglobalen Menschheit.
1. Sozialistischesund kapitalistisches Gesellschaftsmodell
Damüssen wir zuerst einmal aufzeigen, was beide Gesellschaftsmodelle im(scheinbar!) positiven Sinne voneinander unterscheidet. Der Sozialismus hattesich eine egalitäre Gesellschaftsordnung auf die Fahnen geschrieben, inklusiveder Gleichstellung der Frau im kulturellen, politischen und Wirtschaftsprozeß.Nur ließ die Verwirklichung dieser Ideale ebenso auf sich warten, wie dieangekündigte größtmögliche Bedürfnisbefriedigung „jeder nach seinen Leistungen,jedem nach seinen Bedürfnissen“. Im Zukunftsmodell des entwickelten Kommunismussollte dann sogar der Leistungsmodus noch wegfallen. Diese angekündigte Bedürfnisbefriedigung wurde ob ihres gegenwärtigen Ausbleibens dannvorausprojektierend in die gute zu erwartende Zukunft verschoben. Aus derNaherwartung – nach dem Sieg des Proletariats, das „nichts zu verlieren hätteals seine Ketten“ – wurde eine Warteschleife bis zum Horizont in die Zukunftverlegt. Die befreiten Massen in den sozialistischen Ländern spotteten dannauch: „Horizont, das ist eine gedachte Linie, die sich immer weiter nach hintenschiebt, je weiter man sich ihr nähert“ (vox populi!).
Der Kapitalismus propagierte dagegen nichtso sehr die Gleichheit, wenn auch formal als Angebot von Chancengleichheitdurch Rechtsstaatlichkeit in den Demokratien angeboten und angebunden. Dazu mußfreilich ernsthaft und dringlich in Frage gestellt werden, inwieweit sich derSchutz des Privateigentums an Produktionsmitteln – der ja auch rechtsstaatlichgeschützt wird - mit dem Grundsatz an Gleichheit verbinden läßt. Aber derKapitalismus versprach nicht nur eine weitgehende Bedürfnisbefriedigung,sondern garantierte sie zunächst auch im Interesse eines gefestigten undweitergehenden Kapitalismus. Getreu nach dem Motto von Henry Ford: „ Autoskaufen keine Autos, aber Arbeiter“. Um es einmal negativ auszudrücken, dieNutznießer der kapitalistischen Wirtschaft kauften sich – um nicht zu sagen korrumpierten– die große Masse der Konsumenten mit einer relativ erträglichen materiellen Bedarfsbefriedigung.Damit ist (war) dann aber auch die Garantie verbunden, daß das Systemeinigermaßen krisenfest und überlebensfähig bleibt (blieb). Die durch einengewissen bürgerlichen Wohlstand gekauften Konsumenten sind sehr weitgehendbereit, diesen Kapitalismus auch gegen oppositionelle Tendenzen und Kritiker,sowie gegen Veränderungen des status quo zu unterstützen. Und diese Wohlmeinungverhindert nicht nur ein Ausweitung und Ausbreitung kritischer Verlautbarungen,sondern wehrt auch eine Unterstützung von veränderungsbereiten Sozialkräftenab. Und das ereignet sich scheinbar lange Zeit selbst dann noch, wenn bereitsabzusehen ist, daß nicht einmal dieser relative Wohlstand - selbst in den Industrieländern - in kommender Zeitaufrecht zu erhalten sein wird. Denn die Kosten für das Zugeständnis einerrelativ stabilen Bedürfnisbefriedigung – der Konsumenten der Industrieländer – haben in Kürze nicht allein nurdie Völker und Menschen in den sog. Entwicklungsländern und zu tragen, sondernes wird sich die Schere zwischen Arm und Reich auch in den Industrienationenweiter auftun, so daß alle Bürger dieser Nationen nicht mehr gedeihlich aneinem relativ angemessenen Wohlstand teilnehmen können. Und das betrifft nichtnur die materielle Versorgung mit Lebensmitteln und Mitteln für die Mobilität,sondern zunehmend auch Mittel für soziale und kulturelle Bedürfnisse. Noch istaber der Anteil der auf diese Weise arm Werdenden nicht so groß, daß in derBevölkerung ein Veränderungspotential entstehen kann, trotz des Unwillens überdie Bedienungsmentalität von Finanztransakteuren und Teilen der politischenKlasse (Diäten!). Die Befriedigungsgewissheit aus der vergangenen Zeit bisherigerkapitalistischer Politik wird noch einige Zeit nachwirken, so daß man nicht auf ein veränderungswilliges Begehren ausder gesamten Bevölkerung warten kann. Aber warum kommt es dann dennoch inTeilen der Zivilbevölkerung und bei einigen sogar kapitalismusfreundlichenAkteuren zu kritischen Äußerungen und zu Angeboten und Forderungen vonsystemverändernden Maßnahmen? Und warum ist es nicht möglich zu warten?
2.Warum wir nichtwarten können
Dazumuß man in die tiefe Analyse des kapitalistischen Wirtschaftsmodells hinuntersteigen[2].Und dort bedarf es nicht nur der Aufdeckung von Leben gefährdenden Auswirkungendes Kapitalismus, sondern – damit es nicht zu einer falschen Alternative kommt– auch der ebenso eintreten werdenden Auswirkungen im Zwilling Sozialismus,falls dieses Gesellschaftssystem wieder unverändert, d.h. ohne die hier alsgrundlegend umzuformenden Einsichten und Handlungsmodelle, neu aufgelegt werdensollte. Denn es gibt Hinweise auf Fehlentwicklungen dieser beidengesellschaftlichen Formationen, die geradezu lebensbedrohlich sind, weil siesowohl die Lebensgrundlage als auch die Menschlichkeit des Menschen, sowie dieganze Lebensdienlichkeit des Planeten Erde in Frage stellen. Da aber, wiegesagt, die Gefahr einer Verminderung der Lebensqualität und der gewohntenbürgerlichen Bedürfnisbefriedigung im Kapitalismus offensichtlich in derbreiten Bevölkerung nicht erkannt und erwogen wird, müssen andere unmittelbareinsichtig zu machende Faktoren aufgezeigt werden, die ein „Weiter-so“ - imSinne des Kapitalismus oder auch einer Neuauflage von historisch verstandenemSozialismus - unmissverständlich in Frage stellen. Nur so kann eine breiteZustimmung und Aktivität für einen gesellschaftlichen Neuanfang und einezukunftsfähige Wirtschaftsform erreicht werden.
Warum wird hier dasGesellschaftssystem und die Wirtschaftsform Kapitalismus in eins gesetzt? Dasist deshalb notwendig, weil die gebräuchliche gesellschaftliche (staatliche)Verfassung in den Demokratienationen erst die Wirtschaftsform Kapitalismusgeneriert, trägt und garantiert. Die grundsätzliche Aussage dazu ist dierechtsstaatliche Bürgschaft für das Eigentum an Produktionsmitteln und allesich daraus ableitenden weiteren Folgen an Rechtsgrundsätzen aber auch Irrwegenin Bezug auf eine menschengerechte und solidarische Gesellschaft[3].Was ist nun die gemeinsame grundsätzliche Fehleinschätzung im Denk- und Handlungsmodellder beiden zu betrachtenden Systeme? Vor dieser Analyse der Ursachen möchte ichzunächst erst einmal die Verwerfungen und Todesgefahren für die menschlicheZivilisation aufzeigen, die diese Analyse zur Notwendigkeit machen.
3.Die Todesgefahren fürdas Biosystem
Dageht es in den Industrienationen selbst um die Ausgrenzungeiner immer größeren Gruppe von Menschen aus der existenzerhaltenden Erwerbsarbeit, auch um den Ausfall ertragreichen Lohnes in nicht prekärenArbeitsverhältnissen und um den Wegfall einer sozial-kulturellen Anteilhabe. ImNord-Südgefälle des Globus geht es dann um absolute Verarmung ganzer Bevölkerungsschichtenund ganzer Völker. Es geht um die Paradoxie zwischen "Überproduktion anNahrungsmitteln in den Industrieländern und Hungerkatastrophen" in denEntwicklungsländern[4].Die Entwicklungsländer der sog. Dritten Welt sind weiterhin betroffen von immerneuen kriegerischen Konflikten um die zu Ende gehenden Rohstoff- undEnergieressourcen. In einer gerechten menschlichen Weltordnung sollten diese Ressourcen eigentlich allenBürgern der Welt paritätisch gemeinsam gehören. Aber in dem globalisiertdominierenden kapitalistischen Wirtschaftssystem werden diese Ressourcen geradeden ärmsten Völkern wiederrechtlich entrissen, im extremsten Falle durchKriege. Das ist ein Faktor, der belegt, daß wer glaubt in einem „physikalischbegrenzten System für immer wachsen zu können, ist entweder ein Idiot oder einÖkonom“(Keneth Boulding). Und dieser Trugschluß muß darum unweigerlich zu diesenKriegen führen. Aber damit man diese Kriege – um Ressourcen - führen kann, bedarf es auch einer dafür speziell ausgerüstetenund bewaffneten Eingreifarmee, die sich deutlich von einer Verteidigungswehrabsetzen muß[5].Doch aus der Dichotomie von endlicher Erde und Wachstumsideologie entspringennoch weitere todbringende Fehlentwicklungen für die Menschheit und dieBiosphäre des Planeten Erde. Diese in dreieinhalb Milliarden Jahren als ein Plussummenspiel (win-win-Spiel) gewachseneBiosphäre, der auch wir „homo-sapiens-Menschen“ – aber lediglich erst seit ca.3 Millionen Jahren angehören! - ist ein fein abgestimmter biologischer Mikrokosmos,der sich durch Versuch und Irrtum langfristig an äußere Umstände undBedingungen des Globus Erde angepasst hat. In diesen Anpassungsprozeß wurdenschließlich auch die unbelebten irdischen Daseinsformen einbezogen[6].Nun aber maßt sich der Mensch an, dieses milliardenalte homöostatische Systemin Jahrzehnten und neuerdings in Jahren umzugestalten, zu verarmen und zuvergiften. Konkret heißt das, wir vermüllen mit den Abfällen aus demWertschöpfungsprozeß vermittels den der Erde entrissenen Ressourcen den Leibunserer Erde – Verkippung von toxischem und u.U. radioaktivem Müll inErdformationen, auf Äcker, in Flüsse und Seen und in die Atmosphäre(Gase). DieFolgen sind Rückgang der Artenvielfalt (Biodiversivitätsrückgang),Klimaveränderung, Ansteigen des Meeresspiegels, Ozonlochwachstum und u.U.Veränderung der Meeresströmungen (z.B. der Golfstrom fällt aus) wodurch gegebenenfallsganze Landstriche klimatisch und als Wohn- und Lebensstätte unbewohnbar werden.Der Biodiversitätsrückgang wird noch beschleunigt durch gentechnische Versucheund Manipulationen am Gesamtbefund der milliardenalten Biosphäre. DerNegativbefund ist nicht allein und lediglich von der Einbringung allerlei Veränderungenin die äußeren Bedingungen und Umstände der Biosphäre gegeben, solche Veränderungenhat diese Biosphäre in ihrem Jahrmilliardenkonzept mehrfach durchlaufen. Die gegenwärtigelebensgefährdende Beeinflussung der Biosphäre ist vornehmlich bedingt durch dieenorme Geschwindigkeit, mit der, in immer kürzerer Zeit und noch dazu inquantitativ immer größerem Maßstab, schädigende Verursachungen der Biosphärezugemutet werden, denen sie vermutlich nicht immer und nicht länger durchAusgleich in einem Plussummenspiel zeitlich rechtzeitig gewachsen sein könnte. DerPhysiker Hans-Peter Dürr nannte dies das Lawinensyndrom[7] heutigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wollens. In immer schnellererFolge und in immer größer anwachsenden Ausmaßen muten wir der Biosphäre und unsals Menschen selber, die wir ja dazu gehören, lebenabträgliche Schädigungen undVerwerfungen zu. Ein Merkmal, das kennzeichnend für diese Verwerfungen ist,besteht in der gleichlaufenden Kumulation von Energieumsatz undBevölkerungswachstum. Es kann gezeigt werden, daß mit steigenderEnergieverfügbarkeit (tierische Kraft, Wind- und Wasserkraft, fossileEnergieträger, Kernenergie) synchron die Bevölkerungszahl der Erde anwuchs.Dadurch werden alle diese Schädigungen noch einmal besonders verstärkt. So muß z.B. der Anteil der Schäden, den die Menschen selbst nehmen, (außer der Verelendungvon Menschen im Süden unseres Globus), auch mit Kindesmißbrauch, steigender Kriminalitätund Brutalität in den Industrieländern selbst angegeben werden (dazu gehörtauch unter anderem die Programmgestaltung im TV: Krimi, Mystery, Thriller,Horrorfilm u.a.). Ein Schelm, wer darin eine abstumpfende Absicht vermutet, inBezug und auf sich zuspitzende militärische Aktionen zugunsten der Sicherungvon Material- und Energieressourcen für die Wirtschaften der entwickeltsten undpotentesten Industrienationen? Hier zeigt es sich also, daß die Verwerfungenund gesellschaftlichen Schädigungen, so wieauch Schäden im Sektor Beeinträchtigungen der physischen Lebensbereiche, als dasind Luft- und Wasserverschmutzung, Feinstaubbelastung, Ozonlochfolgen, Nahrungsmittelvergiftungen durch allerlei Biozide, sowie Lärmbelastung u.a.m.,bereits in den Industrienationen angekommen sind. Also sind diese Lebensbeeinträchtigungennicht mehr nur auf die bisher schwach entwickelten Völker in der sog. drittenWelt beschränkt, sondern sie betreffen nun bereits auch schon dieverursachenden Industrievölker selbst. Die verursachenden Maßnahmen schlagenauf die Verursacher zurück. Wegen kurzfristiger Überlebensvorteileile inder Gegenwart schädigen wir das ausbilanzierte homöostatische Gleichgewicht derBiosphäre und schmälern dazu noch die Lebenschancen unserer Kinder undKindeskinder. Unter diesem Blickwinkel sind die gegenwärtigen Finanz- undSchuldenkrisen der Industrienationen nur marginale Bereiche einer viel tieferenund anhaltenderen Krise unserer global gewordenen Zivilisation.
4.Die grundlegendenUrsachen der wirtschaftlichen Verwerfung in beiden Systemen
Nachdieser Auflistung der Schädigungen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichenBereich der globalen Menschheit und ihrer biologischen Basis können wir nun zuden grundlegenden Ursachen kommen, die die beiden Systeme Kapitalismus undSozialismus als Verursacher dieser Fehlentwicklung auszeichnet. Es geht um den Mythos von der Machbarkeit eines unbegrenzten Fortschritts auf der Basis rationaler, reduktionistisch-objektivierender, naturwissen-schaftlich-technologischerMethodik, dem beide Systeme huldig(t)en.
Indem nach der russischen Revolution, die dortige Regierung und Wirtschaftsführungnicht auf diesen Mythos verzichtete: “Kommunismus ist Sowjetmacht plusElektrifizierung“, konnte sie die o.g. methodische Fehlentwicklungen desKapitalismus nicht abschaffen. Die marx'sche Idealvorstellung war die Integration von Macht über die Natur (sieheunten das Bacon’sche Programm) inklusive der klassenlosen Gesellschaft. DasMarx’sche Revolutionsprogramm setzte sogar voraus, daß die technisch-industrielleZivilisation ihren höchsten Stand innerhalb des vom Kapitalismus Geschaffenenerreicht haben sollte. Die kommunistische Revolution fände statt im Lande deshöchst entwickelten Kapitalismus[8].Ab da ist das Vorantreiben der Industrialisierung zur Signatur der Realpolitikjeglicher sozialistischer Staaten gewesen und geworden[9]. DiesemIdeal ist man im Sozialismus nicht nur nicht weniger erlegen als imKapitalismus, man meint sogar, den Kapitalismus damit noch übertreffen zukönnen, weil die Früchte aus dem bacon'schen Programm, nämlich eineVerbesserung des Menschenloses in einer klassenlosen Gesellschaft viel optimalerden gleichberechtigten Menschen zugutekommen könne. Doch der marx’scheSozialismus sah sich mit der ideologischen Voraussetzung des Primates derMaterie[10]auch dem Materialismus der materiellen Bedürfnisbefriedigung verpflichtet. Undso kam es im Sozialismus geradezu zu einem Kult der industriellen Technik unddieser Kult erreichte eine solche Blüte, daß man dort förmlich von einer Glaubensmachtsprechen kann[11].Marx meinte, eine Vermenschlichung der Welt (des Menschen?) durch dienatur-umgestaltende menschliche Arbeit erzielen zu können. An die Stelle einer Naturromantiktrat der Glaube an den technischen Fortschritt, der hier fast die Gestalt eines„Opiums für das Volk“ annahm.
Nun schneidetder Kapitalismus in SachenGüterversorgung zwar besser ab, aber hier muß wieder und wieder gesagt werden,eben um den Preis der fortwährend unerlaubter werdenden Verschwendung und damitder Naturzerstörung.
DerSozialismus konnte dagegen wegen seiner
- dominant bürokratischen Fehllenkung mit dem Ergebnis eines ängstlichen Wartens auf Anweisungen „von oben“,
- seiner Ineffizienz,
-der Unterdrückung von vielfältigen neuen Ideen, unternehmerischer Findigkeit, Risikobereitschaft und Experimentierfreude,
- seinerVerantwortungsdiffusion,
- sowie seiner Servilität und seines Privilegiertentums,
- dazu noch seines fälschlichen Menschenbildes und der daraus sichergebenden inhumanen und unklugen Menschenführung,
nicht einmal diewirtschaftliche Prosperität erlangen, die der Kapitalismus trotz ― oder wegen desin seiner letztendlichen Heillosigkeit unterschätzten Fortschrittsmythos ― erringen konnte.
Nun muß man freilich der marx‘schen Analyse und seinem Gesellschaftsmodell zugutehalten,daß zumersten Mal in der Geschichte Verantwortung für die geschichtliche Zukunft (mit dem Versuch rationaler Einsichtnahme)in das ethische System eingebaut wurde. Aber eben unglücklicherweise in ihrerKombination mit dem o.g. Technologie-Fortschritts-Mythos. Und damit hat dieDynamik der revolutionären Umgestaltung im Sozialismus dann eine Dimensionangenommen, die zwar durchaus in der marxistischen Theorie vorgesehen war. Aberes wurde dabei nicht vorhergesehen, daß dieseDynamik statt allein zur Erfüllung der revolutionären Idee voranzuschreiten, zugleichin die Sackgasse der universellen Katastrophe führen könn(t)e, ebenso wie die zwillingsgleiche kapitalistische Entwicklung.
Weiterhin wird man einwenden können, daß das gesellschaftliche System desSozialismus – das eine gesellschaftliche Produktion[12]und damit auch ein gesellschaftliches Eigentum an Produktionsmitteln erfordert- als Pilotanlage in der UdSSR und den Ländern des RGW nur siebzig Jahre Zeitzur Erprobung hatte. Zu einer Perestroika[13] gewährteder Wettlauf des Systems mit dem Kapitalismus keine Zeit. Doch ist mirfraglich, ob durch eine Perestroika auch die ökonomischen Gesetze (in ihrermetaphysischen Vorbestimmung und mit ihrem rationalistisch-technologischenFortschrittsmythos) nun konsequent oder richtig neu eingeschätzt worden wären. Dasweitergeführte sozialistische (?) Beispiel China zeigt doch, daß es in Bezugauf diese rein rationalistischen Prämissen eben nicht um die Revision desÜberbaus eines inhumanen Zustandes aus der Zeit der Revolution geht, sondern weiterhinum die damit im marx‘schen Gesellschaftmodell fest verankerte Festigung dertechnologisch-industriell geführten Zivilisation. China zeigt geradezu wiemachtvoll und zerstörerisch im Globalmaßstab diese Kombination von(anscheinend) klassenloser Gesellschaft und kapitalistischer Industrialisierungauf der Basis vom Mythos eines unbegrenzten Fortschritts mit rein rational-objektivierender, d.h. naturwissenschaftlich-technologischer Methodik sein kann und ist.
Das heißt aber, wenn das sozialistische Experiment Zeit und Gelegenheit gehabthätte, sein Wirtschaftsmodell zur Blüte zu bringen, u.d.h. mit einergerechteren Verteilung der nun reichlich hergestellten Güter (Jeder nach seinenBedürfnissen), dann wäre genau diese Befindlichkeit eingetreten, die hier mitder Kritik am ökonomischen Grundprinzip angesprochen wird, weil diesesZivilisationsmodell auf den Kollaps der Biosphäre hinsteuert.
Man wird weiterhin entgegenhalten, im Sozialismus sei einProfitstreben wie im Kapitalismus ausgeklammert. Das mag auf nationaler Ebenenoch als Realität und somit abmildernd gelten. Doch ist das auch so imWeltmaßstab? Gibt es vom kommunistischen China ausgehend heute nicht auch einen quasiökonomischen Imperialismus, d.h eine rücksichtslose Ausbeutung der Rohstoffe,des Bodens (Landscrapping), der Wirtschafts- und der Know-how-Potentialefremder Völker? Und auch hier sieht man die Zusammenhänge von Bevölkerungsexplosion und daraufhin einer nationalegoistischen Haltung. Die zu Ende gehenden Ressourcen rufen nach der scheinbaren Notwendigkeit materieller und Nahrung-Versorgung der einheimischen Bevölkerung.
5.Dieextragroße Gefährdung durch die Weiterführung des Kapitalismus
Im Kapitalismus hat nun die Überdimensionierung dernaturwissenschaftlich-technisch-industriellen Zivilisation, nach dem Programm: „Wissenaneignen zur Herrschaft über die Natur für Besserung des Menschenloses“ inihrer Durchführung weder zur rationalen Zukunftsprognose noch zur Gerechtigkeitfür die gesamte Bevölkerung im Inland und weltweit geführt. Dennoch hat dieMaßlosigkeit der Produktion und der Konsumtion zu einer Erfolgsdynamik geführt,die in der Lage war, die Bevölkerung (die Konsumenten) so zu korrumpieren, daßsie kaum bereit zu sein scheinen, dieses Zivilisationsmodell zu verlassen, ehees zu spät ist, noch eine Rettungsaktion zu starten[14]. Unddabei werden die Gefahren der Überanstrengungder endlichen Vorräte durch den gesteigerten Stoffwechsel (Raubbau) innerhalbder natürlichen Mitwelt noch potenziert und beschleunigt durch den biologischenErfolg aufgrund der reichlicheren materiellen Versorgung vermöge solchenWirtschaftsmodells. Es geht, wie schon angedeutet, um das zahlenmäßigeAnschwellen der Menschheit (Bevölkerungsexplosion). Dieser biologische Erfolgstellt den ökonomischen Erfolg infrage, weil dadurch nun eine zahlenmäßiggrößere Bevölkerung materiell versorgt werden muß. Was haben wir also mitdieser ökonomischen Bereicherung im Grunde erreicht? Was war der Preis? Aber daraufhinangefragt: müssen oder können wir denn zu einer relativen Armut zurückfinden,die den Planeten biologisch stabil erhält? Und können wir das auch wollen? Folglich blockiert nun der status quo auch dasglobale Wohlfahrtsstreben nach ausgeglichenerem Wohlstand und globaler Gerechtigkeit,weil die verarmende (explodierende) Menschheit sich bald um des nacktenÜberlebens willen scheinbar gezwungen sieht, die immer rücksichtsloserePlünderung des endlichen Planeten fortzuführen. Muß nun diese Dynamik wirklichins Unglück führen?
Der Kapitalismus –davon müssen wir ausgehen - wird sich seinerseitsweiterhin und weitergehend der reduktionistisch-objektivierenden, naturwissenschaftlich-technologischenMethode mit dem Ziel eines unbegrenzten Fortschritts bedienen und er hofft darauf, daß erdurch immer eingriffsstärkeren und zeitlich forcierteren Gebrauch dieser Methodik,die Fehlentwicklungen reparierend überholen könne. Doch die bisherigenErfahrungen und Untersuchungen zeigen, daß sich die Regierungen der Industrienationenund ihre Wirtschaftsführungen eher in der Rolle des Zauberlehrlings – aus W.v. Goethes Gedicht - befinden.
Denn die Fehlentwicklung des aus der Balance geratenen Biosystems,der Basis unserer menschlichen Zivilisation, schreitet schneller voran, als wirmit immer neuen Ausgleichversuchen nachkommen können, zumal diese Versuche sogargrundsätzlich diese Fehlentwicklungen noch weiterhin verstärken. Das Schwert,das die Wunden schlug, wird diese Wunden nicht heilen können. Denn in dem Maße,wie Wissenschaft und Technik das Körnchen Wahrheit, das in ihrer Methodiksteckt, fundamentalistisch verabsolutieren, destabilisieren sie die Lebensgrundlagefür eine humane, globale Zivilisation. Denn zugegebenermaßen besitzt diese natur-wissenschaftlicheMethodik eine Möglichkeit, über zeitüberbrückende Gesetze kausal Wirkungen vonder Gegenwart in die Zukunft hinein zu generieren. Doch diese kausal-gesetzlichePrognostik, die ein bestimmtes technologisch-ökonomisches Handeln in der Gegenwarttunlich erscheinen ließ und läßt, konnte sich behaupten, solange imeingeschränkten Handlungs- und geographischen Bereich die Nebenwirkungen unddie Nebenprodukte, die bei Anwendung dieser Methodik anfielen, marginalblieben. Nun aber befinden wir uns in der neuen Situation, daß das Ausmaßdieser Nebenwirkungen und Produkte sich ebenso vergrößert hat, wie dieräumliche und zeitliche Ausdehnung dieser Kausalkettenmethodik. D.h. dieNebenwirkungen und die daraus resultierenden Leben beeinträchtigendenNebenprodukte wirken schon durch ihr größenmäßig gewaltigeres Vorkommen unddurch ihr zeitlich immer schnelleres Eintreffen, sowie noch einmal verstärkenddurch ihre globusweite Verbreitung und ihre Auswirkungen weit in die Zukunfthinein. Die beiden herausragensten Beispiele finden sich in der Anwendung derKernenergie und der Gentechnologie.
Die unvorstellbare Kurzsichtigkeit, Dummheit und Schamlosigkeit mit der die Befürworter einer sogenannten friedlichen Anwendung der Kernenergiedie Frage der Endlagerung des radioaktiven Abfalls auf die Zukunft unsererKinder und Kindeskinder abgeschoben haben, obwohl sie wußten, daß dieseradioaktive Belastung mehr als eine Million Jahre anhält, ist nahezu beispiellos.Das ist wie russisches Roulett spielen aber nicht am eigenen Kopf, sondern am Kopf des Enkelkindes. Ebenso beispiellos scheint mir die Anmaßung und kriminelle Energie des Menschen, man könne die in dreieinhalb Milliarden Jahren eingespielte genetischund durch Umweltauslese generierte Balance des Biosystems durch gezielten Gen-Mixim Nu neu durcheinanderwerfen und so „verbessern“. Dieser wissenschaftlicheFundamentalismus vergißt, daß seine Aktivitäten nicht eingehegt sind in einenabgeschlossenen Laborraum, sondern nun bereits den Feldversuch „Globus Erde“erreicht haben, einer Erde aber, die begrenzt ist und kein zeitlich unendlichesLaborieren und kein raum-zeitlich unendliches Wachstum zuläßt. Aber eine zweiteund dritte Erde als Versuchsfeld haben wir nicht.
6.Ursprungdes technisch-industriellen Zivilisationsweges
Nun müssen wir aber doch auch erst einmal dem Ursprung diesestechnologisch-ökonomischen Mythos auf die Schliche kommen. Erst dann kann manan Ausgleichsperspektiven denken.
Diesero.g. Fortschrittsmythos auf der Basis rationalen und begrifflichen Denkens undHandelns, der seine Wurzeln in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts hat und dortaber irgendwie fundamentalistisch steckenblieb, hat durchaus eine noch andere geistige/geistliche Tradition und/odereinen übergeordneten Beweggrund. Im Zuge der Aufklärung im 18. Jahrhundert versicherteman sich zur Ausübung der begrifflich rationalen Handhabung der Weltgestaltungdes Beweggrundes und des Programms von Francis Bacon [15](1561–1626) der die Anregung gab, das Paradies sei wiederzugewinnen unter der Voraussetzung, daß der Mensch die Naturbeherrschen lernt[16].Bacon genügte die stabile Herrschaft über eine gezähmte, botmäßige Teilwirklichkeit,deren alleiniger Nutznießer der Mensch sein könne. Sein Bestreben geht ganzdarin auf, Anteile der lebendigen Welt in Begriffe zu fassen und verfügbar zumachen. Dabei suggeriert eigentlich schon der Ausdruck Begriff, daß es sich dabei um „In-die-Hand-bekommen“,um Manipulation, Eroberung, letztlich um Diebstahl oder räuberische Aneignunghandeln müsse. Denn es geht um etwas durch Zupacken Gewonnenes, Geraubtes unddas ist haptische Erkenntnisfindung[17]. Baconist nun der Meinung, daß er beabsichtige, ein Brautbett fürGeist und Natur …(zu) bereite(n), und „daß aus dieser Hochzeit Hilfe für denMenschen und ein Stamm von Erfindern hervorgehen möge, welche die Not und dasElend der Menschen zumindest teilweise mildern und besiegen“15. Damit war er einer der Väterder beginnenden analytischen und experimentellen Naturwissenschaft, wozu ermethodische Hinweise für diesen Machtgewinn über die Natur gibt. Die Antriebezu diesem weltverändernden Handeln waren also aber zunächst durchaus ethischbegründet. Wenn aber Bacon sagt: „Mit eherner Notwendigkeit wird daraus [aussolcher Hochzeit des Geistes mit der Natur] eine Verbesserung der menschlichenVerhältnisse“ hervorgehen, dann wird das zu mindestens heute in Frage zu stellensein. Denn Bacon fordert „die Natur sich gefügig und zur Sklavin [zu] machen“‚sie „unter Druck [zu] setzen“ und „auf die Folter zu spannen, bis sie ihreGeheimnisse preisgibt“. Es soll die „Natur durch die Tat unterworfen werden“,sie soll durch die „Tätigkeit des Menschen aus ihrem Zustand gedrängt, gepreßtund geformt werden“. Bacon will die „Natur zerschneiden“ und damit eine„Geschichte der bezwungenen Natur einleiten, er will sie auf ihren „Irrwegenmit Hunden hetzen.“ Das ist die Sprache des Patriarchalismus und derInquisition. Und so inquisitorisch und vergewaltigend hat sich unseretechnologisch-wirtschaftliche Weltgestaltung ja dann auch entwickelt. Aus demHochzeitsbett des „Geistes mit der Natur“ wurde damit vermutlich eben dasStreckbett, in dem die Natur heute liegt.
In diesem Bacon‘schenProgramm tritt nun gerade auf der Höhe seines Triumphes der darin liegendeSelbstwiderspruch zutage, nämlich der Verlust der Kontrolle des Menschen übersich selbst, über dieses Programm nämlich u.d.h. die Unfähigkeit den Menschen durch die Herrschaft über die Natur[18]vor sich selbst zu schützen, sowie dieNatur vor dem Menschen zu behüten.
7.DiePerspektiven für alternatives Wirtschaften
Augenblicklich erhebt sich die Frage, was kann an die Stelle eineswirtschaftlich und ökologisch unwirksamen Sozialismus sowie eines zwarprosperierenden aber gerade durch seine Prosperität und seiner ökonomisch-militärischenMächtigkeit ausgezeichneten Kapitalismus gesetzt werden, wenn beide dazubeitragen, sowohl die soziale Ungerechtigkeit auf der Erde zu vergrößern, alsauch die Lebenstragfähigkeit in der Biosphäre des Globus zu untergraben? DieAusführungen hierzu würden nun aber eineneue Untersuchung eröffnen. Man kann heute noch nicht sagen, daß schongeeignete Lösungen und Perspektiven anwendungsreif wären. Aber es gibt bereitseine ganze Reihe von Vorüberlegungen und Visionen, die darauf hinauslaufen, aufdem Globus Erde ein solidarische Gemeinschaft mit einer solidarischen Ökonomiebei Berücksichtigung ökologischer Belange aufzubauen. Es geht dabei u.a. umeine Verlangsamung und Begrenzung des Wertschöpfungsprozesseseinschließlich größerer Bedächtigkeitbeim Betreiben der natürlichen Wertschöpfung und um größere Achtung (Ehrfurcht) vor dem Leben (in der Landwirtschaftund der Viehzucht). Bei den biotischen Systemen (Tieren und Pflanzen) muß aufeine zu erhaltene und zu fördernde Komplexivierung von Differenziertem geschautwerden.
Dassollte aber auch auf gesellschaftlichem Gebiet geschehen, eine solidarischeKultur- und Wirtschaftsgemeinschaft, müßte sowohl die Individualität, dieRisiko- und Verantwortungsbereitschaft der Individuen schützen und tragen, alsauch eine komplexere Koordinierung, Kommunikation und Kooperation fördern. Ansätzedazu finden sich in dem o.g. Buch von Winkelmann et al., aber auch bei UlrichDuchrow, Wolfgang Engler, Wolfgang Fabricius, Christian Felber, WolfgangKessler, Hans Küng, Nico Peach, Franz Josef Radermacher, Ernst Ulrich vonWeizsäcker u.a., deren diesbezügliche Werke man auch im Buch von Winkelmann etal. aufgeführt findet.
Daskann aber noch nicht das letzte Wort zu einem Ausweg aus dem ZwillingspaarKapitalismus –Sozialismus und seinem Grundirrtum sein.
Wasmuß oder sollte prinzipiell an die Stelle des rational objektivierenden wissenschaftlich-technologischen Denk- und Handlungsmodells, das sich einemFortschrittsmythos verpflichtet sieht, gesetzt werden?
Oder geht es mindestens erst einmal um ein begleitendes anderes Denken und Handeln?
Ja, ich denke,wir können nun [19] zum einen auf rationales und begriffliches Denken und Handeln nicht mehr völligverzichten, ohne eine noch größere Not über das Menschen-geschlechtheraufzubeschwören. So wie C.G. Jung sagt [20], wer die Verdienste der abendländischen Wissenschaft verkleinern wollte, würdeden Ast absägen, auf dem der europäische Geist [– der sich z.Zt. globalisiert–] sitzt“. Daher wir müssen noch einmal bei F. Bacon anknüpfen, der ja, wiegesagt, einen durchaus ethisch begründeten Beweggrund für seine Paradiesrückgewinnunghatte. Ihm schwebte vor, des Menschen Gottebenbildlichkeit zurückgewinnen zu wollen/können,wenn der Mensch sich dazu ein(irdisches) Paradies schaffe. Und sein Ausspruch von der Hochzeit des „Geistesmit der Natur“ weist jedenfalls daraufhin, daß er durchaus auch andere als rein begrifflich rationale Geisteskräftekannte. Doch sein Ansatz einer paradiesischen Teilwirklichkeit, die geradenicht mehr die Vertrautheit des Verhältnisses von Mensch und Schöpfung im Sinn hatte,führte dann in die falsche Richtung,die wir hier betrachten.
Denn der vom Geist des rationalen begrifflichen und objektivierenden Denkens alleininspirierte Wisstrieb führte uns in diese Sackgasse. Sigmund Freud spricht hiervom „Wisstrieb“ als einem ... „Sprößling des Bemächtigungstriebes“, und bei Novalis[21]können wir lesen: „Wir wissen nur, insofern wir machen... insofern wir selbstGott[22]sind.“ Wir würden demnach (also) nur wissen, was wir machend erfahren? Das aberist nicht die ganze Wahrheit (weil darin nicht die Erkenntnis von Gut und/oderBöse und die daraus resultierende Verantwortung des Menschen verankert ist) undsie betrifft außerdem nicht ganzheitlich die vertraute und uns anvertraute Mitschöpfung.Und schon gar nicht wird damit eine Gottebenbildlichkeit des Menschen – säkulargesprochen eine höhere humanere Menschlichkeit – zurückgewonnen. Im Gegenteil,der Mensch hat bisher schon auf diesem Weg einen großen Teil seiner Menschlichkeitverloren. Nun hat zwar auch das Christentum an diesem ethischen Antriebdurchaus seinen Anteil. Denn das Neue, das durch Jesus von Nazareth und seineBotschaft in die Welt kam und das er bis in den eigenen Tod durchgetragen hat,war die Einsicht und die Freiheit, nun fürandere da zu sein und fürandere da sein zu sollen[23].
Somit ist dieseFreiheit aber zugleich die Freiheit u/o das Muß zur Verantwortung für allesLeben auch in seiner Zukunft. Nun hat Bacon aber gerade das zum einen allzu engausschließlich mit dem Menschen und seinem Teilparadies verknüpft. Und zumanderen ist der Weg, den er der dann aufkommenden Naturwissenschaft und Technikanempfiehlt, allzu brutal gewalttätig gegenüber der Natur.
Wobei wir immervergessen haben, daß auch wir Menschen Natur sind. Und so haben wir uns selbstauf das Streckbett der Zerstörung unseres Humanums gelegt und nicht wie obenbeschrieben auf das Brautbett der Hochzeit von Geist und Natur, oder wie manheute sagen würden von Kultur und Natur. Mit der ausschließlich rationalbegrifflichen naturwissenschaftlich-technologischen Denk- und Handlungsweisehaben wir uns von einem Aspektunserer geistigen Verstandesverfassung verabschiedet, und darunter ist ebengerade unsere eigene Natur und auch die uns umgebende und tragende Natur dabei,zusammenzubrechen.
Ab hier können/müssen wir versuchen,herauszukristallisieren, was u.U. neben diesem rationalen Denkmodell noch zubeachten und zu bewahren ist, was ihm fehlt. Ich kann und will dazu bei Jesus von Nazareth ansetzen, der unseine conditio sine qua non, eine Grundbedingung für die Gewinnung und Erhaltungeiner gelungenen und humanen Zukunft an Herz legte. Es geht darum, solchemenschlichen Eigenschaften zu pflegen, die mit Worten wie Barmherzigkeit, Mitleidensfähigkeit, Gerechtigkeit, Einfühlungs-vermögen, ethisches und ästhetischesDenken, Rücksicht, Hilfsbereitschaft, Verantwortung, Gewissen und ähnlichenGeistesgaben verbunden sind. Von diesem Jesus habe ich gelernt, daß wir unsereVernunft und unsere Freiheit – auch vernünftig zu handeln - nur behalten, wennwir zugleich diese unsere geschenkte Mitleidensfähigkeit aufrichtig pflegen underhalten: „Was immer ihr den geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihrmir getan“[24]Oder wie man heute sagen könnte, „das habt ihr für eure Gottebenbildlichkeitgetan, das habt ihr so getan, daß ihr dem Christus ähnlich werdet, daß ihrwahres Menschentum anstrebt“. Es gilt den Horizont der Möglichkeit eines nichtentmenschlichten Menschseins auch im Blick auf die Zukunft offenzuhalten, umdamit die Chance der imago dei, der Gottebenbildlichkeit, des wahrenMenschseins zu behalten.
Das erstes Gebotfür eine Zukunftsethik und damit für eine Anweisung an eine solidarischeÖkonomie ist die, „daß Menschen leben und zwar menschenwürdig leben“ 7bis in die Zukunft hinein. Darin enthalten ist selbstverständlich auch dieVerantwortung für die Zukunft der Natur (auch unabhängig vom „wir-selbst“) nachdem der Mensch der ganzen Biosphäre gefährlich geworden ist. Denn die eine unermeßliche Schöpfungsfülle, in einem milliardenjahrlangen Schöpfungsprozeß hervorgebracht, hat bis zu dieser Biosphäre geführt, diejetzt von dem Prozeß der technologischen Zivilisation bedroht wird. Dieser vonihr hervorgebrachten Schöpfungsfülle schulden wir nun eine bewunderte undbewahrende Treue. Ist doch obendrein die selbsteigene Würde und Unversehrtheit der Natur zugleich auch dieBedingung der Möglichkeit der Fortdauer des Menschen in einem nichtentmenschlichtenDasein.
Auf Jesu(An)Gebot zurückzukommen. Er anempfiehlt hier also genau den gegenteiligen Wegwie Francis Bacon. Nicht durch ein zweifelhaftes Bemühen um Zugang zu einem (irdischen) Teil-Paradies kann dieGottebenbildlichkeit, die wahre, entwickeltere Menschlichkeit (zurück)gewonnenwerden. Sondern umgekehrt, nur durch das Streben nach wahrer Menschlichkeit, diesersogenannten Gottebenbildlichkeit, wird das Glücksgefühl paradiesischer, menschlicherGesellschaft erworben. Das aber kann nur gelingen, wenn zum rationalen Verstanddie Vernunft und damit der Geistaspekt der Liebe hinzu tritt, wie man verkürzt alle die oben genanntenGeistbegabungen des Emfindens, Mitfühlens und emotionalen Erfahrens bezeichnenkann. Zu dem rationalen Aspekt des Geistes im wissenschaftlich-technologischenDenken und Handeln muß also noch so etwas wie die Ehrfurcht vor dem Lebenhinzutreten. Eine Ehrfurcht, die gerade auch die Ärmsten unter uns und allemLeben auf dem Globus im Blick behält, die Rücksicht nimmt auf Arme und Behinderte,Fremde und Leidende, Kranke und Benachteiligte. Und dieses Arm- und Behindert-Seingilt es, nicht nur in Bezug auf den Menschen und seine Gesellschaft zubeachten, sondern auch in Hinsicht auf unsere belebte (Pflanzen und Tiere) undsogar unbelebte Mitwelt, denn selbst bei dieser gibt es ein „Gesicht derLandschaft“[25].So treffen in der zu findenden Zukunftsethik und der perspektivischen solidarischenÖkonomie eine neue ökologische und soziale Verpflichtung aufeinander.
Andererseits findensich all diese „anderen“ höchst humanen geistigen Beweggründe und Formenunseres Geistes nicht im wissenschaftlich-technischen Handlungsmodell, ja siemüssen methodisch dort ausgeblendet bleiben. Aber im Menschen selbst – undWissenschaftler, Technologen und Ökonomen sind ja auch darin handelnde Menschen – müssen nunmehr neu diese zwei Aspekte desmenschlichen Geistes von denen Carl Friedrich von Weizsäcker spricht[26],wieder verbunden werden. So hat also die Zukunfts-Ethik eine objektive und einesubjektive Seite, die erstere hat es mit dem Verstand, die zweite mit dem o.g. Emotionenunserer Vernunft zu tun. Erst wenn auch diese Gefühle mit im Spiel sind, hatdie Ethik die Kraft, unseren Willen mit zu bestimmen. Dann erwächst so etwaswie die Ehrfurcht vor dem Leben. Das aber ist kein Vermögen des Begreifens,vielmehr des Sehvermögens mit Einsicht, Vorsicht und Rücksicht gemäß dem Imperativ 10:“Sieh hin und du weißt!“ Dieses “Sieh hin und du weißt!“ ist der Ehrfurcht vordem milliardenalten Leben des Planeten und dem Einblick in die Würde des Lebensnäher, als eine Erkenntnis durch reduktionistische Begriffsfindung, dieversucht, das Obere, Reichere, Komplexere und Geistigere durch das Untere, Primitivere,Ärmere und Materielle zu erklären.
Wissenschaft und darauf aufbauende Technik und Wirtschaft kann zwar Wissen und (kausale) Handlungsmodellevermitteln, aber kein Gewissen und keine Verantwortung für Ziele – in derZukunft. Diese Ziele und diesen Verantwortungshorizont muß sich Wissenschaft,Technik und Wirtschaft von Menschen aus der Gesellschaft vorgegeben lassen, umdarauf und danach zu handeln. Wiewohl auch Menschen der Wissenschaft, der Technikund der Wirtschaft in diese Zielvorgabe durchaus selbst eingebunden sein können,solange und soweit sie von ihrer fundamentalistisch-metaphysischen Methodenstrengeauf Zeit Abstand nehmen und sich zeitgleich als Menschen mit ihrem anderenGeistaspekt einbringen, u.d.h. den gefühlsbetonten Ausgleich zur rationalenbegrifflichen Denk- und Handlungsmethodik suchen und dafür einstehen. Damit istdie Aufgabe für die Suche nach einer neuen solidarischen Ökonomie umrissen und u.a.einige conditiones sine qua non, einige Grundbedingungen dafürgekennzeichnet.